Ein Hörfunkprogramm mit sperrigem Namen, unter der Aufsicht engstirniger Parteibürokraten – wie konnte daraus ein Kultsender werden? Dieser Frage gehen eine Dokumentation im MDR FERNSEHEN am 11. Mai um 22.05 Uhr sowie zwei Sendungen am 15. und 17. Mai bei MDR FIGARO nach.
Gegründet wurde der „Sender für 99 Stunden“ vor 50 Jahren eigens für das Deutschlandtreffen zu Pfingsten 1964. Man wollte weltoffen wirken und auch die jungen Leute aus dem Westen beeindrucken. Beat und Rock’n‘Roll verfehlten bei den Hörern im Osten ihre Wirkung nicht. DT64 überzeugte aber auch die Genossen und durfte nach der Propagandaveranstaltung in Berlin weiterexistieren. In der Folgezeit machten lockere Sprüche und coole Musik DT64 zu etwas Besonderem. Und da der Hörfunk von der Partei nicht ganz so streng überwacht wurde wie andere Medien, huschte auch schnell einmal das Lied einer verbotenen Band oder ein flapsiger Kommentar in den Äther.
In den Wendejahren schließlich wurde der inzwischen zum Vollprogramm ausgebaute Jugendsender zum Sprachrohr der jungen Menschen im Osten. Eine Abschaltung des Senders war für die Fans undenkbar. Allein in Dresden gingen Tausende auf die Straße, um für ihre Welle zu kämpfen. Allerorten gründeten sich Freundeskreise, die den Protest bis in den Bundestag nach Bonn trugen. Schließlich jedoch wurde der Sender 1993 abgeschaltet. Viele der Macher von DT64 fanden in der Jugendwelle des Mitteldeutschen Rundfunks MDR SPUTNIK eine neue Heimat.
Die Dokumentation „DT 64 – Rock’n’Roll und FDJ“ zeichnet am 11. Mai, 22.05 Uhr, im MDR FERNSEHEN den widersprüchlichen Weg des einstigen Jugendsenders nach. Ehemalige Redakteure und Musiker, aber auch Konkurrenten aus Westdeutschland erinnern sich an ihre Zeit mit und bei DT64.
„Beat und Propaganda – DT64“ heißt darüber hinaus das Feature auf MDR FIGARO, das am 17. Mai, 09.05 Uhr ausgestrahlt wird. Es betrachtet die frühen Jahre des Jugendsenders, in denen der Dauerkonflikt zwischen Dynamik und Stillstand, zwischen Offenheit und Zensur angelegt wurde.
Zuvor geht das Kulturradio des MDR am 15. Mai im „Journal am Morgen“ (6 bis 9 Uhr) der Frage nach, wodurch sich DT64 seinen Kultstatus verdiente.