Leipzig, München oder Berlin – In einer dieser drei Städte soll künftig eines der größten Funkhäuser Deutschlands entstehen. In diesen Städten planen die drei Bewerber für den zweiten Digitalradio-Bundesmux jeweils ihre Firmensitze.
In München ist die Radi/o digital GmbH beheimatet. Ulrich Ende von der Radi/o digital GmbH plant keine reinen Musikradios, wie er gegenüber der radioWOCHE sagte: „Generell können wir sagen, dass grundsätzlich von uns moderierte Programme geplant sind. Denn es soll sich um Radio handeln, wie es der Hörer erwartet. Das bundesweite DAB+ kann sich schließlich nur durchsetzen, wenn es eine bundesweite Marke wird, so wie es regionale Radios heute sind.“ Die Studios plant Ende in München bei der spot on news AG anzusiedeln.
In Leipzig ist die Digital Audio Broadcasting Plattform DABP GmbH beheimatet. Sollte die DABP GmbH um Geschäftsführer Florian Schuck den Zuschlag erhalten, wird man in Leipzig ein Funkhaus mit rund 50 Mitarbeitern aufbauen. Im Portfolio der DABP GmbH ist u.a. ein Rentnerradio für die Silver Ager und ein Talkradio (TED Talk) geplant. Es braucht attraktive Nischenprogramme, so Schuck gegenüber der radioWOCHE.
Der dritte Bewerber im Bunde ist ein Konsortium aus MEDIA BROADCAST und Absolut Radio. Beide wollen ihr Gemeinschaftsunternehmen in Berlin ansiedeln. Hier könnten zwischen 50 und 60 Arbeitsplätze entstehen, wie Absolut Radio Geschäftsführer Willi Schreiner sagte. Im Portfolio unter der Marke Absolut Radio ist ebenfalls ein Talkradio. Außerdem ist ein Sender unter der Marke Absolut Live geplant, der ein Echtzeitprogramm zu bestimmten Events, wie beispielsweise Konzerten oder Autorennen, veranstalten will.Absolut Radio hatte bereits in seiner Bewerbung zahlreiche Spartenprogramme angekündigt.
Verbreitung von Drittprogrammen
Alle genannten Anbieter wollen auch Drittprogramme verbreiten, was u.a. der Grundfinanzierung der Plattform dienen dürfte. Programmnamen möchte hier noch keiner preisgeben, da es bisher lediglich Absichtserklärungen gibt. Dennoch haben erste Sender ihr Interesse bereits bestätigt, so werden die ROCK ANTENNE, Radio/Tele FFH und auch ERF Pop entsprechende Angebote intensiv prüfen.
Die Bauer Media Group, die bereits in Großbritannien erfolgreich Digitalradio betreibt, wird sich in Deutschland allerdings nicht an DAB+ beteiligen. Entsprechende Gespräche sind gescheitert, wie die radioWOCHE erfahren konnte.
Einigung zwischen den Bewerbern
Bis Ende April 2017 liefen Einigungsgespräche zwischen den bis dato vier Bewerbern, die mit einem überraschenden Ergebnis geendet sind. Bis kurz vor Ende der Frist sah alles so aus, als gäbe es eine Einigung zwischen den Bewerbern DABP GmbH, Absolut Radio und Media Broadcast. Doch die DABP GmbH machte kurz vorher einen Rückzieher. Geschäftsführer Florian Schuck begründete dies auf den Medientagen Mitteldeutschland in Leipzig mit der intransparenten Preisgestaltung der MEDIA BROADCAST. Seine Befürchtung ist, dass die MEDIA BROADCAST in einem Gemeinschaftsunternehmen die Preise deutlich höher ansetzen könne, als dies als Dienstleister der Fall wäre. Insofern lässt Schuck eine mögliche Zusammenarbeit mit MEDIA BROADCAST als technischen Dienstleister offen, schließt sie aber auch nicht aus. Alternativ nannte er die Leipziger Firma DIVICON MEDIA.
Erste Vorentscheidung
Die ZAK plant in ihrer Sitzung am 16. Mai eine Empfehlung auszusprechen, bis es am 6. Juni zu einer Auswahlentscheidung durch die Gremienvorsitzendenkonferenz kommt.
Ein flächendeckender Ausbau der technischen Infrastruktur für den zweiten Multiplex könnte innerhalb von 6 Monate nach einer Entscheidung realisiert werden, sagte James Kessel, Leiter Infrastruktur- und Rundfunkprodukte der Media Broadcast GmbH. Die möglichen Investitionen für den zweiten Bundesmux lassen sich Stand heute nicht exakt beziffern. Insgesamt schätzt MEDIA BRODCAST als Infrastrukturbetreiber die bisherigen und zukünftigen Investitionen und Mietverpflichtungen des Unternehmens für bundesweite und regionale DAB+ Multiplexe auf etwa 100 Millionen Euro ein. Kessel machte deutlich, dass eine große Bereitschaft bestehe, ins Risiko zu gehen und Eigenkapital in die Entwicklung von DAB+ einzubringen, um so letztendlich der Technologie zum Durchbruch zu verhelfen. Die Refinanzierung könne durch langfristige Mietverpflichtungen erfolgen.