In Berlin wird es auch in Zukunft weiterhin ein amerikanisches Radioprogramm auf UKW geben. Das englischsprachige KCRW Berlin hat gestern wenig überraschend den Zuschlag für die ausgeschriebene UKW-Frequenz 104,1 MHz bekommen, auf der aktuell noch das National Public Radio NPR Berlin 104,1 sendet.
Ab dem 1. Oktober übernimmt KCRW Berlin dann die Frequenz für die kommenden sieben Jahre. Diese war im April von der Medienanstalt mabb neu ausgeschrieben worden, da NPR Berlin sie mit Wirkung zum 1. August wegen Umstrukturierungen zurückgegeben hatte. Seit August sendet NPR mit Duldung, da die Frequenz nicht vakant werden sollte. Neben KCRW Berlin hatten sich zehn weitere Anbieter bei der Medienanstalt beworben. Der Medienrat der mabb hatte zehn Antragsteller in seiner Sitzung im Juli angehört. Zwei Antragsteller hatten die Bewerbung zwischenzeitlich zurückgezogen.
„Wir haben uns für KCRW entschieden, da wir in der Kombination dieser Programmübernahmen mit einer Verstärkung lokaler Produktionen auf dem neuen Sender einen besonderen Vielfaltsbeitrag für die Berliner Radiolandschaft sehen“, so Hansjürgen Rosenbauer, Vorsitzender des mabb-Medienrats. „Wir sehen die Chance, mit KCRW ein amerikanisches Programmangebot für Berlin zu erhalten und weiterzuentwickeln. Es gibt also auch künftig neben einem französischen, britischen und russischen Radioangebot nach wie vor ein US-amerikanisch orientiertes.“
KCRW steht damit in der Traditionslinie von NPR, Voice of America, AFN oder RIAS, die in den letzten Jahrzehnten als amerikanische Stimmen im Berliner Äther vertreten waren. Der Medienrat beruft sich in der Begründung seiner Entscheidung explizit auf den Berlin-Brandenburger Medienstaatsvertrag, nach der UKW-Frequenzen in Berlin auch Radiosendern zugewiesen werden können, deren Programme sich auf die besonderen Beziehungen Berlins zu seinen ehemaligen Schutzmächten gründen und diese weiterentwickeln.
KCRW Berlin ist angeschlossen an das gleichnamige amerikanische Public Radionetwork des Santa Monica Colleges in Kalifornien, wird aber aus Berlin betrieben und geleitet. Zu den Gesellschaftern des Berliner Ablegers zählt auch der ehemalige US-Botschafter in Deutschland John Kornblum. Das Programm soll lokal produzierte Formate umfassen, die das Berliner Lebensgefühl widerspiegeln wollen. Dazu bleiben die Nachrichtenshows von NPR erhalten, ergänzt um Shows von KCRW und anderen öffentlichen Radiosendern aus den USA. Außerdem kündigt KCRW Berlin an, dass man viele Aktionen für die Berliner Community veranstalten wolle, von jährlichen Ferien-Events über Townhalls bis hin zu Podiumsdiskussionen. Als KCRWs erster internationaler Ableger, möchte KCRW Berlin eine einzigartige Plattform für den kulturellen Austausch mit den USA bieten und wird daher auch die 50jährige Städtepartnerschaft zwischen Los Angeles und Berlin mit großem Engagement begleiten, heißt es vom neuen Lizenzinhaber.
„KCRW ist darüber begeistert, seine Stimme nun auch international erklingen zu lassen“ sagt Jennifer Ferro, Vorsitzende von KCRW. „Berlin ist eine der aufregendsten Städte der Welt. Berlin teilt den Geist von Los Angeles – ein internationaler Anlaufpunkt für Kunst-, Kultur-, Musik- und Gastronomie-Szene aber auch Politik und Öffentlichkeit.“
Als Programmelemente von KCRW Berlin sind angekündigt:
– Der Austausch von Moderatoren und Shows zwischen Berlin und den USA
– Tägliche lokale Nachrichten
– Wöchentliche aktuelle Show mit lokalem Bezug
– Monatliche Show zu deutschen und europäischen Themen des öffentlichen Lebens
– Show zur Berliner Kulturszene
– Musik-Show zur Berliner Technoszene
– Musik von Berliner DJs der Dance und Elekrtoszene als Teil der KCRW Show „Metropolis“