In einer Diskussion auf den Medientagen Mitteldeutschland ging es um DAB+ und die Frage, ob das Digitalradio die Zukunft des Hörfunks ist oder nur eine teure Übergangstechnik.
(Pressemitteilung/Tagungsbericht Medientage Mitteldeutschland)
Moderatorin und Journalistin Inge Seibel bezeichnete die DAB+-Technik als „immer noch ungeliebtes Kind“, obwohl mittlerweile immerhin 23 Prozent der sächsischen Haushalte über einen entsprechenden Empfänger verfügten.
Nico Nickel vom Radio-Unternehmen REGIOCAST hält fest: DAB+ war zunächst und vor allem politisch gewollt, deshalb sei eine staatliche Förderung für den technischen Umstieg gerechtfertigt. Die Unternehmen seien durchaus bereit, einen Anteil der Investitionen aufzubringen, nur sei das Umfeld eben sehr unsicher, denn niemand wisse, ob sich DAB+ wirklich durchsetze oder ob es schließlich eine Brückentechnologie sei. Nach wie vor erwirtschafte sein Unternehmen „weit über 90 Prozent der Umsätze“ mit UKW.
Professor Stephan Ory von der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk ist sich sicher, dass schließlich der Markt „auspendeln“ wird, ob die Menschen in Zukunft DAB+ nutzen werden, oder Alexa oder Apps. Die Diskussion sei müßig. Die Forderung der privaten Rundfunkanbieter nach Fördermitteln für den Umstieg zu DAB+ – vergleichbar mit den Förderungen, die die Öffentlich-Rechtlichen erhielten – bezeichnet Ory als klug und berechtigt.
Jochen Fasco von der Thüringer Landesmedienanstalt pflichtet ihm bei: Ohne Förderung bewegt sich kaum etwas. Die Thüringer Radiosender seien eher konservativ in der Frage des Digitalradios, man müsse sie, wenn es politisch gewollt wäre, in Richtung der Umstellung „führen“. Die Aufgabe seiner Landesmedienanstalt beschreibt er darin, auf Weisung der Landesregierung „Vielfalt ins Land zu bringen“. Das bedeute im Moment eine Simultanität von UKW- und Digitalradio, was dem Steuerzahler langfristig sicher nicht zuzumuten sei.
Wer aber kann, wer wird schließlich eine Entscheidung treffen? Darüber herrscht bei der Diskussion Unstimmigkeit. Manche erwarten diese Entscheidung von der KEF, die aber nicht für die Privatradios zuständig sei, sagt Ory. Martin Deitenbeck (SLM) hält dagegen: Eine Entscheidung für die Öffentlich-Rechtlichen würde faktisch die Privaten zwingen mitzuziehen.
Wenn die KEF aber nicht entscheidet – und im Moment spricht nicht viel dafür –, hänge letztlich alles davon ab, wie sich die Nutzer und Nutzerinnen entscheiden. Die Zahl der Geräte in den Haushalten sei für die Unternehmen die entscheidende Größe. Die Moderatorin Seibel fasst zusammen: Wir müssen es abwarten.