„Wir sind Radio Hamburg“ Teil 2 – Geschäftsführung antwortet im Tarifstreit mit eigener Webseite

Bei Radio Hamburg sorgt die Forderung nach einem Tarifvertrag für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter für Kontroversen. Im Juli hatten sich Mitarbeiter gemeinsam mit den Gewerkschaften ver.di und DJV mit der Seite „Wir sind Radio Hamburg“ an die Öffentlichkeit gewandt und gegen einen von ihnen konstatierten Sparkurs beim Sender protestiert. “Später eingestellte Kollegen arbeiten zu immer schlechter werdenden Konditionen, die Gehaltskurve zeigt in den letzten Jahren nach unten”, hieß es in einem offenen Brief. Die Arbeit verdichte sich immer mehr und immer weniger Mitarbeiter leisteten immer mehr. “Radio Hamburg ist wirtschaftlich sehr gesund. 2016 haben wir 5,75 Millionen Euro Gewinn gemacht. Wir gehören zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Privatsendern Deutschlands. Während sich die Gesellschafter Millionengewinne ausschütten, haben wir kaum etwas davon. Trotz immer mehr Leistung und immer mehr Arbeit werden wir immer ärmer. Das ist ungerecht und das nehmen wir nun nicht mehr hin“, hieß es im begleitenden Videoaufruf. Bei den Hauptgesellschaftern von Radio Hamburg handelt es sich um die Medienriesen Springer, Bauer und die RTL Group.

Nun hat die Geschäftsführung von Radio Hamburg ihre eigene „Wir sind Radio Hamburg“-Seite unter dem Motto „Konstruktiver Dialog“ online gestellt. Darin antwortet sie in einem Fakten-Check auf die Vorwürfe der Gewerkschaften und präsentiert ihre Sicht der Dinge. Den Mitarbeiteraufruf findet man unter wirsindradiohamburg.hamburg, die Perspektive der Geschäftsführung nun seit heute unter wirsindradiohamburg.de.

„Die Gewerkschaften wollen uns jetzt in einen Tarifvertrag drängen. Wir wollen uns aber nicht instrumentalisieren lassen, sondern Verbesserungen direkt mit unseren Mitarbeitern verhandeln“, erläutert dort Radio Hamburg-Geschäftsführer Patrick Bernstein. Stattdessen setze man auf eine Betriebsvereinbarung.

Von einem kontinuierlichen Stellenabbau, den die Mitarbeiterinitiative und die Gewerkschaften kritisiert hatten, könne keine Rede sein. Das Budget für Personal halte sich mit 2,6 Millionen Euro pro Jahr seit fünf Jahren hingegen „auf konstant hohem Niveau“. „Zur Einordnung: Ein fest angestellter Redakteur verdient in Vollzeit bei Radio Hamburg im Schnitt derzeit EUR 53.000 Euro im Jahr zzgl. Zuschuss fürs HVV-Ticket. Das Gehalt eines fest angestellten Moderators liegt im Schnitt bei EUR 62.000 im Jahr, die Gehälter der ,Top-Stars‘ nicht mitgerechnet“, heißt es in der Stellungnahme zum Vorwurf schlechter werdender Konditionen. „Die Löhne wurden in den vergangenen gut zehn Jahren leicht erhöht. Die angebotene Betriebsvereinbarung würde dazu führen, dass der ganz überwiegende Teil der Belegschaft in den Genuss einer durchschnittlichen Gehaltserhöhung von 6% käme“, schreiben die Radio Hamburg-Geschäftsführer Patrick Bernstein und Marzel Becker weiter: „Insgesamt investiert Radio Hamburg so bereits heute mehr in die Löhne seiner Mitarbeiterschaft als viele andere Medienunternehmen.“ Sie betonen zudem, dass es bei Radio Hamburg einen hohen Anteil langjähriger Arbeitsverträge gebe.

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