Kultradio stellt moderierte Sendungen ein

Der bayerische Digitalsender Kultradio hat seit heute Mittag keine moderierten Sendungen mehr im Programm. Auf Facebook schreibt man: „Liebe KULTRADIO-Fans! Auch wir sind sehr traurig aber es ist leider tatsächlich so – unsere Moderatoren werden sich morgen Mittag von euch verabschieden! Danach geht es erstmal mit jeder Menge Kulthits weiter. Wie lange ist leider noch nicht bekannt. Ganz liebe Grüße von eurem gesamten KULTRADIO-Team!“.

Den landesweiten DAB+-Sendeplatz von Kultradio in Bayern wird voraussichtlich im November Radio Teddy übernehmen, das hat gestern der Medienrat der bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) beschlossen. Trotz großen Engagements blieben die Reichweiten, die das in Bayreuth beheimatete Kultradio als reiner Digitalsender in der Funkanalyse Bayern erreichen konnte, gering. Wie die aktuellen Reaktionen auf Facebook unterstreichen, konnte der Anfang 2015 gestartete Sender eine treue – aber wohl letztlich doch zu kleine – Fangemeinde aufbauen.

Zwischen 11 und 12 Uhr nahm das Team nach 1362 Tagen Sendebetrieb emotional von seinen Hörerinnen und Hörern Abschied. Morgenmoderator Jens Stenglein dankte stellvertretend allen aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern und Praktikanten. Musikchefin Stefanie Enders sagte merklich bewegt on air: „Es ist momentan keine einfache Zeit…Ich möchte an dieser Stelle Danke sagen, dass wir ein Projekt starten und verwirklichen durften, das wirklich auch schon seit vielen Jahren in unseren Köpfen und Herzen war. Dass wir die Möglichkeit bekommen haben, dieses Kultradio wirklich genau so zu leben, wie wir es uns immer schon vorgestellt haben.“ Stenglein schloss mit den Worten: „Auch ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die uns zugehört haben in letzten fast vier Jahren, uns treu waren und uns Mut zugesprochen haben, die uns ein bisschen für verrückt erklärt haben. Das war es – und ist es auch und so sollte es auch sein, nur so macht Radio Spaß. Zusammen mit Hörern, zusammen mit einem tollen Team, zusammen auch mit tollen Chefs – und manchmal kommt es im Leben anders als es geplant ist, das ist das Leben“.  „Wir waren immer für euch da,wir haben euch rund um die Uhr unterhalten, es war uns allen eine Herzensangelegenheit“, sagte Geschäftsführer Andreas Enders abschließend in der Sendung und äußerte angesichts der vielen unterstützenden Zuschriften durch die Hörerinnen und Hörer die Hoffnung auf ein Comeback „auf irgendeiner Welle, irgendwann“.

„Wir haben gerade in Sachen Vermarktung viele Steine aus dem Weg geräumt, um Kultradio, wie auch andere neue Programme über DAB+, refinanzierbar zu machen. Tatkräftig unterstützt wurden wir dabei von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) – und trotzdem konnten wir die ganz großen Brocken nicht aus dem Weg räumen“, schreibt der Sender auf Facebook über die Gründe für das Aus. „Um neue private Programme abseits des üblichen ,Dudelfunks‘ über Digitalradio etablieren zu können, braucht es dringend konsequente Weichenstellungen der Medienpolitik pro DAB+ und neue Umfragemethoden zur Ermittlung der tatsächlichen Hörerreichweiten. Die alten verkrusteten Strukturen der beiden großen Hörfunkvermarkter müssen aufgebrochen werden – das haben wir leider nicht geschafft“, heißt es weiter. Man prüfe derzeit Optionen, ob Kultradio auch in Zukunft via Livestream verfügbar sein könne.

Bild: KULTRADIO

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