Der wallonische Rundfunk RTBF schaltet heute seine Mittelwellensender in Wavre und Houdeng ab. Damit verstummt die von RTBF La Première genutzte 621 kHz aus Wavre (300 Kilowatt Sendeleistung) und die 1125 kHz für RTBF Vivacité. Damit gehen die letzten Mittelwellenfrequenzen in Belgien außer Betrieb, der flämische Rundfunk hatte sich bereits Anfang 2012 zurückgezogen.
Widerstand gegen die Abschaltung war bis zuletzt von der „Association pour la promotion de la francophonie en Flandre“ gekommen, der Vertretung der französischsprachigen Minderheit in Flandern. „Von den 310.000 Frankophonen, die in Flandern leben, werden viele einen Nachteil durch den Start von DAB+ haben“, heißt es in ihrem Verbandsorgan. „Denn es war der reichweitenstarke Mittelwellensender in Wavre, der es den französischsprachigen Menschen in Flandern ermöglichte, ‚La Première‘, das Hauptprogramm von RTBF, zu hören und so mit den übrigen französischsprachigen Menschen in Belgien in Kontakt zu bleiben“, erklärt der Vorsitzende Edgar Fonck im Oktober 2018. Mitgliedern der Minderheit, sofern sie nicht in Brüssel oder im Grenzgebiet zur Wallonie leben, bleibt nun nur das Internet, um die RTBF-Programme zu hören. Der Verband kritisiert, dass es damit keinen kostenfreien Weg mehr gibt, RTBF-Programme in Flandern zu empfangen.
RTBF hatte darauf gehofft, dass es – wie in der Schweiz – einen Austausch von Programmen geben würde. Also ein oder mehrere RTBF-Programme in Flandern via DAB+ verbreit würden und im Gegenzug VRT-Programme in der Wallonie. Doch die flämische Seite zeigt aktuell kein Interesse an einer solchen Lösung.