Die Schweiz schaltet UKW als Verbreitungsweg für Radioprogramme bis Ende 2024 ab. Dies bekräftigte Bernard Maissen, Vizedirektor im Bundesamt für Kommunikation (BAKOM), anlässlich des SwissRadioDay in Zürich. Er verweist dabei auf die bestehende Vereinbarung der Radiobranche und die rechtlichen Bestimmungen.
Die im Dezember 2019 auslaufenden UKW-Funkkonzessionen werden entsprechend bis 2024 verlängert – versehen mit der Möglichkeit, die Laufzeit zu verkürzen, wenn sich die Radiobranche verbindlich auf ein früheres Abschaltdatum einigen kann. Es stehen aktuell mehrere Szenarien zur Diskussion. Ein Modell sieht laut dem Branchendienst persoenlich.com vor, dass die öffentlich-rechtliche SRG bereits im zweiten Halbjahr 2022 ihre UKW-Frequenzen abschalten würde und die Privatsender ihr dann Anfang 2023 folgen. Oder aber alle Schweizer Radiosender – kommerzielle wie öffentlich-rechtliche – schalten ihre UKW-Frequenzen gemeinsam Ende 2024 ab. Eine Entscheidung darüber, soll bis Anfang 2021 fallen.
Das BAKOM will parallel prüfen, ob in Randgebieten, in denen die DAB+-Versorgung unzureichend ist, einzelne UKW-Sender auch nach 2024 befristet weiterbetrieben werden können.
DAB+ und IP legen zu
Die Schweizer Radiohörer empfingen im Frühjahr 2019 von 100 Radiominuten pro Tag durchschnittlich 65 Minuten auf digitalem Weg (DAB+, IP, Digital TV). Die digitale Radionutzung ist somit in dreieinhalb Jahren um 16 Prozentpunkte gestiegen: von 49 Prozent im Herbst 2015 auf 65 Prozent im Frühjahr 2019. Im gleichen Zeitraum ging die UKW-Nutzung um 16 Prozentpunkte zurück: von 51 Prozent auf 35 Prozent. DAB+ liegt mit einem Anteil von 35 Prozent an der Radionutzung erstmals gleichauf mit UKW und hat seit Herbst 2015 um 12 Prozentpunkte zugelegt. Die anderen beiden digitalen Empfangswege IP-Radio und Digital TV haben seit Herbst 2015 um vier Prozentpunkte zugelegt. Sie stehen zusammen für 30 Prozent der Radionutzung.
Zuhause und am Arbeitsplatz ist DAB+ bereits der meistgenutzte Empfangsweg und hat UKW abgelöst. Anders sieht es im Auto aus – dort kann sich UKW noch behaupten (56 Prozent der Nutzung), DAB+ kann allerdings Anteile hinzugewinnen und kommt auf 38 Prozent der Nutzung. Im ersten Halbjahr 2019 wurden in unserem Nachbarland 136.400 DAB+-Radios verkauft (Autos ausgenommen). Gemäß den halbjährlich durchgeführten Erhebungen des Forschungsinstituts GfK bei nahezu allen Elektronikfachgeschäften sind somit seit 2000 in der Schweiz insgesamt 4,3 Millionen DAB+-Geräte verkauft worden.
Regionale Unterschiede
Doch es gibt signifikante Unterschiede zwischen den drei großen Sprachregionen. In der Deutschschweiz ist DAB+ mittlerweile mit einem Anteil von 37 Prozent der bedeutendste Empfangsweg für die Radiosender. In der Romandie konnte hingegen mit 37 Prozent zum ersten Mal IP-Radio, also das Radiohören über Smartphones, Smart Speaker, WLAN-Radios oder PCs, den Spitzenplatz belegen. Und im italienischsprachigen Teil der Schweiz bleibt UKW noch der meistgenutzte Verbreitungsweg für Radio (39 Prozent).
Quelle der Zahlen: Seit Herbst 2015 ermittelt GfK Switzerland im Auftrag der Arbeitsgruppe Digitale Migration der Schweizer Radiobranche mit einer Online-Befragung und telefonischen Interviews halbjährlich den Stand der digitalen Radionutzung in der Schweiz: Im Frühjahr 2019 wurden dazu 2.740 Personen ab 15 Jahren befragt.