Wenn Sie dabei an kleine Probleme durch Pandemie-bedingtes Übergewicht oder durch die Schwerkraft verursachte Schönheitsfehler denken…
Uups. Erste Falle. Klassisches „Reinschwurbeln“ und Rezipienten auf eine falsche Fährte schicken. Es soll ja um Radiobreaks gehen und nicht um Übergewicht…
Also nochmal neuer Anfang: Die 3 Problemzonen eines Radio-Breaks
Die ersten fünf bis acht Sekunden einer Moderation entscheiden über den Erfolg des folgenden Breaks. Der Einstieg ist also „Problemzone Nummer 1“. Je jünger die Zielgruppe, desto geringer die Zeitspanne, die zum Neugierig-machen zur Verfügung steht. In einem Artikel eines amerikanischen Kollegen habe ich dazu einen Begriff gefunden, der die Situation super beschreibt. Er nennt die Einstiege in einen Break „High Risk Zone“. Sehr treffend ausgedrückt!
Und dennoch „schrauben“ sich viele Moderatoren über Umwege in ein Thema und überstrapazieren die Geduld der Hörer in der „High-Risk-Zone“. Das ist doppelt schädlich. Weil Sie damit einerseits im schlimmsten Fall einen Abschaltfaktor liefern und weil sie oft im Kopf des Hörers ein anderes Bild als das eigentlich beabsichtigte hervorrufen. Das schafft Verwirrung (siehe oben) und Verwirrung macht nicht sympathisch…
Der Hörer schenkt Ihnen seine wertvolle Zeit, also kommen Sie zur Sache! Zwei Beispiele, die helfen, die Dringlichkeit eines schnellen Einstieges im digitalen Zeitalter nachzuvollziehen:
Beispiel eins: der Aufbau der aktuellen Hits in den 2010er und 2020er Jahren. „All we got“ von Robin Schulz feat. KIDDO z.B. kommt nach nicht mal einer Sekunde zum Punkt… der Song beginnt direkt mit dem Hook.
Beispiel zwei: Pre-Roll-Videos, z.B. auf YouTube, können nach fünf Sekunden geskipt werden. Viele Werbebotschaften vor YouTube Videos dauern sogar nur fünf Sekunden. Warum genau fünf? Weil die Gen Z einer Botschaft maximal fünf Sekunden eine Chance gibt, sie dafür zu interessieren! In der älteren Zielgruppe haben Sie immerhin acht Sekunden für das Verlassen der „High Risk Zone“ und das Begeistern für das folgende. Aber selbst acht Sekunden sind nicht viel, diese Zeitspanne reicht gerade für ca. 15 Worte! Also für eine ID, ein kurzes „Reinholen“ des Hörer und eine knackige Schlagzeile.
Die ersten 15 Worte müssen sitzen. Wir haben also keine Zeit für Umwege und falsch verstandene Kreativität.
Problemzone 2: Der eigentliche Break. Eine meiner häufigsten Anmerkungen in Airchecks: „Zu viele Infos für einen einzigen Break. Am Ende kann man sich aufgrund der Infofülle gar nichts merken…“ oder „mit der zweiten schönen Idee machst du die erste kleiner, bleibe bei einer Idee pro Break“.
Viele Moderatoren wollen innerhalb eines Breaks zu viel, und um alles unterzubringen, was sie recherchiert oder kreativ vorbereitet haben, nehmen sie sich stattdessen zu wenig Zeit und Raum, um die eigentliche Botschaft rüberzubringen. Also: konzentrieren sie sich auf den Kern und vergessen Sie das Drumherum! Überlegen Sie, was wirklich notwendig für die Geschichte ist und konzentrieren Sie sich auf ein Detail, das Sie gerne ausführlicher beleuchten, aber eben nur eines. Nehmen Sie sich aber unbedingt die Zeit und den Raum, um die Geschichte in Ruhe zu erzählen.
Problemzone 3: Das Ende. Manche Breaks und Geschichten bleiben am Ende in der Luft hängen oder führen zu nichts – und sind so schnell wieder vergessen. Erinnern Sie sich an die Breaks, die Ihnen im Gedächtnis geblieben sind. Die meisten davon hatten sicher einen gut durchdachten Schluss. Was sind gute Enden für einen be-merkens-werten Break?
- ein Weiterdreh (z.B. Hörer einbeziehen)
- ein schöner persönlicher individueller Schlussgag
- ein (persönliches) Learning
- eine Lebensweisheit bzw. Botschaft
Oder wie ich es nenne „Eine Rosa Schleife“.
Also: schnell rein in die eigentliche Geschichte. Dann Raum und Zeit nehmen, um die Story in Ruhe zu erzählen, aber unbedingt auf den Kern konzentrieren und nur ein Detail beleuchten. Am Ende an die „rosa Schleife“ denken. Bei einem guten Film erinnern Sie sich ja auch an das be-merkens-werte Ende!
In diesem Sinne: Viel Erfolg beim Bekämpfen der Problemzonen… auch der Pandemie-bedingten…
Yvonne Malak
Das Moderationshandbuch: Alles, was Radio-Profis wissen müssen
201 Seiten
ISBN 3848782723
39,00 € Nomos
Yvonne Malak ist Radioberaterin und berät eine Vielzahl von Radiostationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Yvonne Malak schreibt monatlich für die radioWOCHE. Die nächste Ausgabe erscheint am 01. Dezember 2024.
Alle bisher veröffentlichten Publikationen von Yvonne Malak finden Sie auch unter www.my-radio.biz/category/publikationen/radiowoche/