- Ein Plakat wird von links oben nach rechts unten gelesen.
- Dabei widmet der Betrachter diesem einen Zeitraum von zwei bis maximal drei Sekunden.
- Innerhalb dieses Zeitraums muss die Botschaft des Plakates vom Betrachter klar verstanden werden können.
Diese Basics über Plakatwerbung kennen wir Radiomacher – oder doch nicht…?
Im vergangenen Monat habe ich an dieser Stelle über die Wirkung von Plakaten geschrieben bzw. die Notwendigkeit der Sichtbarkeit eines Radiosenders. Jetzt zur Herbst-MA haben wieder viele Radiostationen in ihre Sichtbarkeit investiert und werben mit Plakaten für ihr Produkt. Gut so!
Doch nicht alle Plakate sind so effektiv, wie sie eigentlich sein könnten…
Deshalb hier die häufigsten vermeidbaren Fehler bei der Gestaltung einer Plakatkampagne:
Fehler Nummer 1
Zu viel Kreativität. Wenn die Agentur das Plakat erstmal erklären muss… weg damit. Orientiere dich an H&M: „Kleid 19 Euro 99“…
Fehler Nummer 2
Zu viel Text. In zwei bis drei Sekunden (siehe oben) passen nicht mehr als fünf bis sechs Worte! Viele Plakate sind überladen. Kürzlich in einer großen deutschen Stadt gesehen: ein Plakat für einen Radiosender mit 27 (!!!) Wörtern. Nicht mitgezählt bei den 27 Wörtern sind die Verbreitungswege und Frequenzen, die zusätzlich rechts unten standen… um 27 Wörter zu lesen (und zu verstehen!), braucht man etwa 15 Sekunden… was wird von diesem Plakat im Gehirn des Konsumenten hängen bleiben?
Fehler Nummer 3
Unlesbares Logo. Manche Logos sind mittlerweile so verkünstelt, dass man diese schlecht lesen und zuordnen kann. Bei der Beurteilung der Lesbarkeit müssen wir unbedingt unsere Blase verlassen und uns in das Gehirn eines Konsumenten hineindenken. Es gibt zu viele Logos, die man vor lauter Kreativität, Coolness und Modernität nicht mehr lesen kann…
Fehler Nummer 4
Unfertige Produkte plakatieren. Was nützt das schönste Morgenshow-Plakat, wenn der Cast gerade angefangen hat und das Produkt noch nicht steht? Was nützt das Relaunch-Plakat, wenn der Start nach dem Relaunch holprig ist?
Fehler Nummer 5
Gewinnspiele auf Plakaten. Gewinnspiele sind für maximal jeden fünften Hörer interessant – für vier von fünf der angesprochenen potentiellen Nutzer also nicht relevant… Die Mitmachquoten bei Gewinnspielen liegen je nach Attraktivität des Preises zwischen zwei und 15 Prozent. Für viele Hörer sind Gewinnspiel-Aktionen gar ein Grund, einen Sender zu meiden…
Außerdem: Gewinnspiele machen (hoffentlich) wenige Minuten pro Stunde/Tag eines Radioprogrammes aus. Die Musik (hoffentlich) das zehn- bis zwanzigfache an Sendezeit…
Fehler Nummer 6
Lifestyle Schnick-Schnack à la „Leb dein Leben wild“. Was sagt das über einen Radiosender aus?
Fehler Nummer 7
Negativ-Aussagen. Legendär ist die Geschichte eines Hamburger Senders, der sein Schlager-Image loswerden wollte und Plakate mit der Aussage „0 Prozent Schlager“ klebte… Was blieb von diesem Sender wohl hängen…? Du weißt schon: „Denke nicht an einen rosa Elefanten…“
Fehler Nummer 8
Reine Text-Motive. Plakate brauchen einen Eye-Catcher. Gut geeignet sind dafür neben starken Motiven auch Gesichter. Hier findet am einfachsten eine Identifikation statt. Gesichter schaffen eine persönliche Verbindung und können zudem die Zielgruppenansprache steuern.
Fehler Nummer 9
Texte in Versalien. Texte in Großbuchstaben haben weniger Unterschiede in der Buchstabengröße und -form – das erschwert den Lesefluss. Beim schnellen Überfliegen von Texten helfen verschiedene Buchstabengrößen und -formen dabei, den Text schnell zu erfassen (denke an die zwei bis drei Sekunden!). In Großbuchstaben geschriebene Texte erschweren jedoch diesen schnellen Scanvorgang.
Natürlich gibt es noch x mehr Punkte, die beim Gestalten von Plakaten zu beachten sind. Die hier genannten sind allerdings diejenigen, die in unserer Branche am häufigsten dazu führen, dass Plakate ihre maximale Effizienz nicht erreichen können und das Werbe-Geld zum Teil „zum Fenster rausgeschmissen“ ist.
Dennoch: auch das schwächste Plakat ist besser als ganz auf Sichtbarkeit zu verzichten. Hauptsache, die Verantwortlichen meiden Fehler Nummer 3… und man kann das Logo lesen 😉
In diesem Sinne: viel Erfolg mit der nächsten Kampagne!
Deine
Yvonne
Yvonne Malak
Das Moderationshandbuch: Alles, was Radio-Profis wissen müssen
201 Seiten
ISBN 3848782723
39,00 € Nomos
Yvonne Malak ist Radioberaterin und berät eine Vielzahl von Radiostationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Yvonne Malak schreibt monatlich für die radioWOCHE. Die nächste Ausgabe erscheint am 01. Dezember 2024.
Alle bisher veröffentlichten Publikationen von Yvonne Malak finden Sie auch unter www.my-radio.biz/category/publikationen/radiowoche/