BBC plant vier neue Digitalradio-Stationen

Die britische BBC will ihr landesweites Programmangebot im terrestrischen Digitalradio noch einmal deutlich ausbauen. Geplant sind vier noch namenlose neue Ableger von BBC Radio 1, BBC Radio 2 und BBC Radio 3. Die Programme sollen im DAB+ Standard über das bestehende DAB-Netz der BBC verbreitet werden – wie auch parallel über die BBC Sounds-App und -Plattform, dem britischen Pendant zur ARD Audiothek. Für die geplanten Programme will die Rundfunkanstalt teilweise auf bereits existierende On-Demand-Inhalte wie Playlists und Streams sowie auf Archivmaterial zurückgreifen.

Ziel der Programmoffensive der BBC ist es, in einem sich ändernden, fragmentierteren Marktumfeld dem Ziel wieder näherzukommen, möglichst alle Teile der Bevölkerung mit ihren Angeboten zu erreichen. Die BBC strahlt aktuell elf Programme landesweit via DAB aus. Hinzukommen die Landesprogramme für Schottland, Wales und Nordirland sowie 40 Lokalradios in England und auf den Kanalinseln. Für Schottland und Wales werden außerdem drei gälischsprachige Radioprogramme produziert.

Bevor die neuen BBC-Programme auf Sendung gehen können, müssen diese allerdings erst einen Genehmigungsprozess durchlaufen, darunter einen sogenannten Public Interest-Test. Es wird also geprüft, ob die neuen öffentlich-rechtlichen Programme einen signifikanten Mehrwert für die Allgemeinheit beisteuern und welchen Einfluss sie auf private Mitbewerber haben. Mit einem Ergebnis wird bis zum Jahresende gerechnet.

Die geplante Erweiterung von Radio 1 richtet sich an jüngere Hörerinnen und Hörer. Im Zentrum des neuen Kanals steht die Musik der 2000er und 2010er. Der Radio 1-Ableger soll zudem jungen Moderationstalenten die Möglichkeit eröffnen, sich on air ausprobieren zu können. Die BBC plant auch einige bereits bestehende Playlists, die über BBC Sounds verfügbar sind, in das Programm zu integrieren.

Der über die Sounds-App bereits länger abrufbare Radio 1 Dance-Stream soll ebenfalls ausgebaut werden und künftig zusätzlich über DAB+ zu hören sein. Der Kanal will eine breite Palette an elektronischer Dance-Musik abdecken. Auch hier sollen Nachwuchsmoderatoren und -moderatorinnen und musikalische Newcomer ihren Platz im Programm erhalten. Eingestellt werden soll hingegen der in der Corona-Zeit gestartete Webstream BBC Radio 1 Relax.

Der geplante Ableger von Radio 2 setzt auf die Musik der 1950er, 60er und 70er. Für den Musikkanal wird die BBC ihr mit Konzertaufnahmen, Interviews und Sendungen reichhaltig gefülltes Radioarchiv öffnen.

Radio 3 bekommt – den Plänen nach – einen Klassik-Ableger, der mit relaxter Musik den Hörerinnen und Hörern dabei helfen soll, vom Alltag zu entspannen. Musikalisch steht Chor- und Orchestermusik auf dem Programm. Zudem soll der Kanal einen Raum für zeitgenössiche klassische Musik schaffen. Kombiniert wird das Musikprogramm – so das vorgestellte Konzept – mit bereits existierenden BBC-Podcasts, die sich mit Themen wie Meditation und Achtsamkeit auseinandersetzen.

Ebenfalls ausgebaut werden soll das seit 2002 bestehende Digitalprogramm BBC Radio 5 Sports Extra. Auf dem Ableger von BBC Radio 5 Live werden Live-Sportübertragungen ausgestrahlt. Ist kein Live-Sport on air, läuft bisher nur eine Hinweisschleife. Diese Sendezeit beabsichtigt die BBC nun mit regionalen Sport-Podcasts und -sendungen aus ihrer Senderfamilie zu füllen. Diese angedachten Änderungen sind Gegenstand eines separaten Genehmigungsverfahrens.

Die vergangene Woche von der BBC vorgestellten Expansionspläne stoßen kaum überraschend auf wenig Gegenliebe beim Privatradioverband Radiocentre, der sich vom Vorstoß der BBC überrascht zeigt und der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt vorwirft, sie ahme mit den neuen Ablegern nur die Musikstationen seiner Mitglieder nach. Die drei großen Privatradiogruppen konnten in den vergangenen Jahren zahllose neue digitale Ableger ihrer Radiomarken am Markt etablieren. Mittlerweile sind die meisten Musikgenres und Musik-Jahrzehnte mehrfach mit kommerziellen Programmen abgedeckt, die natürlich auch der BBC den ein oder anderen Hörer abjagen. Radio 2 bekommt zum Beispiel durch das 2021 gestarte kommerzielle Boom Radio in der Altersgruppe der Baby Boomer zunehmend Konkurrenz. Im Klassik-Segment tummeln sich mit Classic FM und Scala Radio zwei große private Mitbewerber.

Bereits grünes Licht hat die BBC hingegen für die Sendezeiterweiterung ihrer gälischsprachigen Radiostation Radio Cymru 2 in Wales bekommen. Die Medienbehörde Ofcom ist nach einer vorgeschriebenen Prüfung und dem Abschluss eines Konsultationsprozesses zu dem Schluss gekommen, dass der Ausbau des Programms keinen substanziellen Einfluss auf den Radiowerbemarkt in Wales haben dürfte.

Escape drücken, zum schließen