Trotz intensiven Wettbewerbs behaupten sich Fernsehen und Radio als meistgenutzte Medien in Deutschland. Gemessen an der Tagesreichweite liegen in der Bevölkerung ab 14 Jahren eindeutig Fernsehen (Tagesreichweite: 80 %) und Radio (74 %) an der Spitze, vor dem Internet (46 %) und der Tageszeitung (33 %). Dies ist eines der Ergebnisse der aktuellen Welle der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation, die heute von der ARD/ZDF-Medienkommission in Frankfurt vorgestellt wurde und seit nunmehr 50 Jahren Funktionen, Nutzung und Bewertung der Medien in Deutschland beobachtet.
Im Tagesablauf hat Radio unverändert die Funktion eines Tagesbegleiters. Fernsehen ist – trotz hoher Reichweite schon ab dem Nachmittag – das Abendmedium. Die Tageszeitung ist das Medium für den (frühen) Morgen, während sich die Internetnutzung relativ gleichmäßig über den Tag verteilt, dabei als Zugangsplattform für vielfältige Anwendungen, aber nicht nur der Mediennutzung dient. Zur Medienzukunft befragt, stimmen die Menschen mit großer Mehrheit zu, dass Fernsehen und Radio auch in zehn Jahren bedeutsam sein werden und insbesondere auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Zukunft unverzichtbar bleibt.
Mediennutzung bleibt auf sehr hohem Niveau stabil
Rund zwei Drittel ihres Zeitbudgets für Medien widmen die Bürgerinnen und Bürger Fernsehen und Radio: 208 Minuten pro Tag sehen sie fern, 173 Minuten hören sie Radio, 107 Minuten wird das Internet genutzt und 23 Minuten die Tageszeitung gelesen. Die tägliche Nutzungsdauer für CDs, MP3-Audios und andere Tonträger beträgt 24 Minuten, gefolgt von Büchern mit 19 Minuten. Für Zeitschriften und Videos/DVDs wenden Menschen ab 14 Jahren in Deutschland an einem durchschnittlichen Tag jeweils 6 Minuten auf. Mit insgesamt knapp neuneinhalb Stunden pro Tag (566 Minuten brutto, d.h. einschließlich Parallelnutzung) bleibt die Mediennutzung in Deutschland in der Bevölkerung ab 14 Jahren somit auf sehr hohem Niveau stabil. Gleiches gilt für die junge Generation der 14- bis 29-Jährigen (561 Minuten).
Fernsehen ist kein „Auslaufmodell“
Mit der Digitalisierung und Nutzung des Internets als Ausspielplattform bringt das Fernsehen den Menschen zahlreiche neue Angebote und Nutzungsoptionen. „Was analog war, wird digital, was digital ist, wird smart und mobil. Diesen Veränderungen in den Nutzungsgewohnheiten kommen die Mediatheken von ARD und ZDF gerade im Infobereich mit entsprechend aufbereiteten Angeboten nach. Die um den Jahrtausendwechsel so beliebte These, dass Fernsehen ein „Auslaufmodell“ sei, hat sich eindrucksvoll nicht bewahrheitet“, kommentierte der Vorsitzende der ARD/ZDF-Medienkommission, ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut, die Entwicklung.
Internet wird nur teilweise zur Mediennutzung verwendet
Das Internet ist aufgrund seines Multifunktionscharakters nicht mit den klassischen Medien vergleichbar, weil es nur teilweise für die Mediennutzung verwendet wird. So sind in der Gesamtbevölkerung von 107 Minuten täglicher Internetnutzung 81 Minuten Kommunikation, Spielen, Shopping, Suchanwendungen etc., 26 Minuten entfallen auf Mediennutzung. In der jungen Generation (14 bis 29 Jahre) beträgt die mediale Internetnutzung 48 Minuten pro Tag, während 139 Minuten auf nichtmediale Anwendungen entfallen.
Fernsehen und Radio sind die sympathischsten Medien
Im Vergleich der erfragten Images ist Fernsehen das unterhaltsamste Medium und hat insgesamt ein sehr breites Imageprofil. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme (75 %) gelten im Vergleich zu den privaten (16 %) als anspruchsvoller. In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Imagewerte noch weiter zugunsten der öffentlich-rechtlichen TV-Programme verschoben. Dem Internet wird vor allem zugeschrieben, modern und vielseitig zu sein. Radio ist nach Meinung der Bevölkerung besonders unterhaltsam, locker und ungezwungen. Die Tageszeitung gilt als anspruchsvoll, glaubwürdig und kompetent. Fernsehen (72 %) und Radio (57 %) sind die mit Abstand sympathischsten Medien (Tageszeitung: 35 %, Internet: 37 %; „trifft am ehesten/an zweiter Stelle zu“).
ARD und ZDF genießen hohes Vertrauen in der Bevölkerung
Wie hr-Intendant Dr. Helmut Reitze als stellvertretender Vorsitzender der ARD/ZDF-Medienkommission betonte, sind die positiven Bewertungen für Fernsehen und Radio „wesentlich auf die Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zurückzuführen. ARD und ZDF genießen mit ihren Haupt- und Spartenprogrammen hohes Vertrauen in der Bevölkerung.“
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk gilt als zuverlässig und glaubwürdig.
Ein Vergleich der Anbietersysteme im dualen Rundfunk zeigt: Politische Informationskompetenz, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit von Informationen, Wertevermittlung und Meinungspluralismus sind ebenso Domänen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wie die feste Verankerung im Kulturleben und die regionale Berichterstattungs-kompetenz. Wer sich über Politik informieren möchte, bevorzugt eindeutig die öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Radioprogramme (82 % bzw. 68 %). Dies gilt grundsätzlich für alle Alters- und Bildungsgruppen und zeigt, dass die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Demokratie und die politische Meinungsbildung in der Bevölkerung fest verankert ist.
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk bleibt unverzichtbar
Nach Meinung fast aller Bürgerinnen und Bürger (90 %) wird es auch in Zukunft nur wenige wichtige Fernsehprogramme geben. 83 Prozent der Befragten – und damit noch etwas mehr als vor fünf Jahren – sind davon überzeugt, dass die öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehprogramme auch künftig unverzichtbar bleiben.