20 Jahre nach dem Start des dualen Rundfunks in Österreich läutet Digitalradio eine neue Ära des Hörfunks ein: am 28. Mai 2015 gehen 14 Programmen im Großraum Wien digital on air. Damit ist der international bereits erprobte Standard nun auch in Österreich angekommen.
„Der Digitalradiostandard DAB+ bietet einen sehr effizienten Weg, terrestrischen Hörfunk störungsfrei auszustrahlen und kann nicht nur Audiosignale übertragen, sondern auch andere Daten wie Texte, Bilder und interaktive Elemente. Damit können neben Radioprogrammen auch multimediale Zusatzdienste angeboten werden“, beschreibt Thomas Pöcheim, Obmann des Vereins Digitalradio Österreich, den Mehrwert von DAB+.
Bessere Services für Autofahrer, mehr interaktive Dienste
Unter anderem wird es möglich sein, Verkehrsinformationen mit viel höherer Detaillierung bei geringerer zeitlicher Verzögerung als beim bisher eingesetzten RDS-TMC übermittelt. Das heißt unter anderem auf den Meter genaue Angaben von Geisterfahrermeldungen, Staustufen, aktuelle durchschnittliche Fahrgeschwindigkeiten, etc. Weiters können auch Informationen über Alternativrouten, Parkplatzinformationen, Anbindungen an öffentliche Verkehrsmittel (Fahr- und Flugpläne) übermittelt werden – in mehreren Sprachen. Darüber hinaus ermöglicht es das Zivilschutzsystem Emergency Warning Functionality (EWF), die Bevölkerung im Falle von Katastrophen (Hochwasser, Chemieunfall, …) schnell und umfangreich zu warnen.
Zusätzlich verschmilzt dank DAB+ Radiohören immer mehr mit dem gewohnten Online-Medienkonsum. In Zukunft kann etwa der Radiohörer seine Lieblingssongs direkt am Display liken, mit seinen Freunden teilen, auf die persönliche Playlist setzen oder über einen Online-Store downloaden.
Mehr Programme, mehr Musik, mehr Wahlmöglichkeit
„Radio benötigt einen eigenen, kostengünstigen, terrestrisch-digitalen Verbreitungsweg. Nur so kann es als unabhängiges Medium langfristig bestehen. Eine reine Verlagerung des Radios ins Internet ist keine Alternative, weder hinsichtlich der Kosten noch hinsichtlich der Unabhängigkeit in der Verbreitung“, stellt Wolfgang Struber, stellvertretender Obmann Verein Digitalradio Österreich, fest. Die digitale terrestrische Verbreitung selbst ermöglicht rein technologisch eine größere Vielfalt: War bisher für ein UKW-Programm eine Sendestation notwendig, so können digital rund 15 Programme über einen einzigen Sender ausgestrahlt werden.
Die digitalen Programme im Großraum Wien werden von verschiedenen Radiostationen betrieben – von bekannten Radiosendern wie Radio Arabella, Radio NRJ, Lounge FM bis hin zu Special-Interest-Sendern wie dem Klassiksender Radio Stephansdom oder Radio Maria. Aber auch Radio-Newcomer gehen an den Start: Radio Technikum, ein Radiosender der FH Technikum Wien, oder Herold.at.
Neben den bekannten UKW-Stationen werden damit auch zehn neue Programme ausgestrahlt, die nur über DAB+ zu empfangen sind und damit die Programmvielfalt in Österreich erweitern, darunter ein junges, christliches Musikformat oder wissenschaftlich-technische Doku-Sender.
Eine aktuelle Liste der geplanten Radiosender ist bei radio-wird-digital.de veröffentlicht.
Radionutzung in Österreich
Österreich hat eine sehr hohe und stabile Radionutzung. Durch die jederzeitige und kostenlose Verfügbarkeit hören täglich 80 Prozent der Österreicher im Schnitt 191 Minuten Radio (s. Radiotest 2. HJ 2014). Damit ist das Medium Radio der wichtigste Tagesbegleiter und es gibt den Menschen Orientierung. Auch wird eine stärker werdende Nutzung von Internetdiensten wahrgenommen, die zu einer Veränderung der klassischen analogen Medienwelt führt. „Wir sind überzeugt, dass mit DAB+ das Medium Radio für alle Ziel- und Altersgruppen noch interessanter, vielfältiger, nützlicher und interaktiver wird“, so Gernot Fischer, Geschäftsführer Digitalradio Wien.
Digitalisierungsfonds der RTR-GmbH fördert Wiener Digitalradio-Pilotbetrieb
„Wir fördern diesen Pilotbetrieb mit Mitteln aus unserem Digitalisierungsfonds und sind am 28. Mai gern Gastgeber einer Auftaktveranstaltung in unseren Räumlichkeiten“, sagt Dr. Alfred Grinschgl, Geschäftsführer des Fachbereiches Medien der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH. „Der Digitalisierungsfonds ist bei uns eingerichtet, damit wir österreichische Rundfunkunternehmen unter anderem darin unterstützen können, eigene Erfahrungen mit neuen, digitalen Übertragungstechniken zu sammeln. Ich hoffe dabei, dass sich bald auch noch andere wichtige, bisher skeptische Marktteilnehmer dem Projekt anschließen.“