RadioGeschichte: Ein jüdischer Flüchtling und die Erkennungsmelodie des indischen Rundfunks

Die Erkennungsmelodie des indischen Rundfunks All India Radio (AIR), die jeden Morgen erklang, haben im Laufe der Zeit hunderte Millionen Menschen gehört. Komponiert wurde sie 1936 vom  jüdischen Flüchtling Walter Kaufmann, der zwei Jahre zuvor nach Indien gekommen war. Inspiriert hat ihn klassische indische Musik, mit der er sich intensiv auseinandersetzte.

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Walter Kaufmann hatte an der Berliner Hochschule für Musik und der Prager Karls-Universität Musikwissenschaft studiert. Anschließend arbeitete er als Kapellmeister in Prag, Eger, Berlin und bei der Filmfirma UFA in Potsdam-Babelsberg. Zu seinen Bekannten in Berlin zählten Albert Einstein, Max Brod und Franz Werfel, später heiratete er eine Nichte Franz Kafkas, die ihm ins Exil folgte. Ab 1932 hatte er Engagements als Pianist und Dirigent beim deutschen Programm des Prager Rundfunks, wo auch noch bis zur deutschen Besatzung seine Werke uraufgeführt wurden. 1934 hatten sich auch an der Prager Universität die Nationalsozialisten breitgemacht und Kaufmann, der in dieser Atmosphäre nicht weiterarbeiten wollte und konnte, gab seine Promotionspläne auf. Er hatte das richtige Gespür für die Entwicklungen, die Europa bevorstehen sollten. Der Musiker kaufte sich mit dem Honorar, das er für eine komponierte Operette erhalten hatte, ein Ticket nach Bombay (Mumbai) und verließ mit 27 Jahren seine tschechische Heimat. Warum Bombay? Eine eher spontane Idee, Kaufmann hatte einen Bekannten aus UFA-Tagen in der indischen Metropole als erste Anlaufstelle, die asiatische Musik interessierte ihn und er konnte ein Visa ergattern. Das es ein Abschied von Böhmen für immer sein würde, konnte er 1934 noch nicht wissen. Zwölf Jahre blieb der gebürtige Karlsbader in Bombay und gründete dort die Bombay Chamber Music Society, zu deren Ensemble auch Mehli Mehta, der Vater des berühmten Dirigenten Zubin Mehta, gehörte. 1935 wurde Kaufmann Direktor für europäische Musik beim staatlichen Radio AIR in Bombay. Parallel wirkte er als Komponist auch an zahlreichen Bollywood-Produktionen mit. Eine Rückkehr in die Tschechoslowakei blieb ihm nach Kriegsende 1945 verwehrt, über London führte ihn sein Weg nach Kanada und schließlich in die USA, wo er 1957 eine Professur für Musikethnologie in Indiana übernahm. Kaufmann starb 1984 in den USA.
Er hat der Welt eine zeitlose Melodie hinterlassen, deren Klang bei vielen Indern sofort nostalgische Erinnerungen weckt.

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