In Nordrhein-Westfalen könnte es 2020 zu größeren Neuerungen im Radiobereich kommen, die etwas Schwung in die dortige Radiolandschaft bringen. Während die 18 Millionen Nordrhein-Westfalen aktuell auf UKW nur die Wahl zwischen den NRW-Lokalradios und dem WDR haben, könnte es schon im kommenden Jahr, spätestens aber ab 2021, mehr Formatvielfalt im nordrhein-westfälischen Äther geben.
Der Direktor der Landesanstalt für Medien NRW Dr. Tobias Schmid und der NRW-Medienstaatssekretär und Chef der Staatskanzlei Nathanael Liminski stellten heute Mittag gegenüber Pressevertretern die Eckpunkte der im schwarz-gelben Koalitionsvertrag von 2017 angekündigten Gesamtstrategie „Radio in NRW 2022“ vor.
Dabei wurde auch die zweite private, landesweite UKW-Senderkette, die künftig neben die NRW-Lokalradios treten soll, wieder in Spiel gebracht. Demnach ist beabsichtigt, dass die Medienkommission in ihrer Dezember-Sitzung den LfM-Direktor mit der Zuordnung von entsprechenden Frequenzen beauftragt, dieser wiederum muss den Bedarf dann anschließend bei der Staatskanzlei anmelden. Mit einer möglichen Ausschreibung rechnet Schmid im zweiten Halbjahr 2020. Sollte es zu einer Ausschreibung kommen, stehen drei maßgebliche Vergabekriterien im Raum. Diese sind die lokale bzw. regionale Anbindung redaktioneller Strukturen, der Beitrag zum Erhalt des bestehenden Hörfunkangebots sowie die Nutzung digitaler Verbeitungswege, insbesondere DAB+. Ziel sei es, durch diese präzisierten Kriterien die Vielfalt und Zukunftsfähigkeit des Lokalfunks zu sichern.
Aktuell werden die noch freien UKW-Frequenzen zu einer Kette zusammengefügt. Außerdem kann möglicherweise ab 2020 auch die reichweitenstarke UKW-Frequenz 103,0 MHz in Bielefeld, die derzeit noch für den BFBS in Betrieb ist, für die zweite Kette genutzt werden. Diese wird voraussichtlich im kommenden Jahr von den britischen Streitkräften zurückgegeben. Damit könnte sich die technische Erreichbarkeit der künftigen Privatradio-Kette mit einem Schlag von zehn auf 26 Prozent der NRW-Bevölkerung erhöhen. Die Bielefelder UKW-Frequenz, die rund drei Millionen potentielle Hörerinnen und Hörer in NRW erreicht, ist außerdem bis weit nach Niedersachsen zu empfangen und kann sogar noch in den Randgebieten von Hannover gehört werden. Zielsetzung der Medienpolitik sei es eine möglichst flächendeckende UKW-Kette zu schaffen.