Riesen-Aufregung beim WDR-Telefontalk Domian. In der Nacht auf Dienstag führte Radiotalker Jürgen Domian wieder einmal durch seine Sendung. Es ist sein letztes Jahr, Ende 2016 wird das Format auf Wunsch des Moderators nach 20 Jahren eingestellt. Um 1.45 Uhr wird eine 23-jährige Anruferin durchgestellt, die sich Christina nennt. Sie erzählt Domian aufgelöst von ihrem gewalttätigen Freund und dem Konflikt mit dessen muslimischer Familie. Sie sei schon mehrfach im Krankenhaus gewesen, er habe ihr die Nase gebrochen und mit einem Stock auf sie eingeschlagen.
Dann der Schockmoment. Aus dem Hintergrund ist plötzlich eine schreiende Männerstimme zu hören: „Mit wem redest du? Was soll das?“ Geräusche, die an eine Ohrfeige erinnern, gehen über den Sender. Die Frau ruft noch: „Nein.“ Dann wird das Gespräch jäh unterbrochen. Domian reagiert besorgt: „Jetzt kommt jemand rein. Wir werden uns sofort um Christina kümmern, sofort. Jetzt mache ich mir Sorgen. Jetzt mache ich mir ernsthaft Sorgen.“
Am Dienstagnachmittag äußerte sich Jürgen Domian auf 1LIVE zum Vorgehen der Redakion: „Wenn akute Gefahr im Verzug ist, werden wir natürlich initiativ. Das heißt unser Psychologe hat zweimal mit der Anruferin versucht zu sprechen. Das ging aber nicht, weil der Mann im Hintergrund schrie und sie gar nicht ans Telefon heranließ.“ Daraufhin habe man die Polizei informiert, die noch in der Nacht aktiv geworden sei.
Auf die Nachfrage, ob es sich um einen schlechten Scherz gehandelt haben könnte, antwortete der Moderator: „Völlig ist nichts auszuschließen. Ich bin aber in diesem Fall, und auch mein Psychologe, sehr sicher, dass das kein Fake war.“
„Bild“will nun erfahren haben, dass alles doch nur ein übler Scherz war. Das Boulevardblatt hat nach eigenen Angaben mit der jungen Anruferin gesprochen, die sich in der Zeitung für ihre „Riesendummheit“ entschuldigt. Die Polizei sei nachts bei ihren Eltern gewesen. Sie selber habe laut „Bild“ zusammen mit Freunden gefeiert und getrunken, als man auf die Idee mit dem Fake-Anruf kam. Also alles nur fingiert?
Jürgen Domian hat andere Informationen von der Polizei erhalten. Auf Facebook äußert er sich heute weiterhin besorgt: „Gestern Abend nun haben wir vor der Sendung mit der zuständigen Polizeidienststelle telefoniert. Noch in der Nacht nach der Sendung hat die Polizei das Paar ausfindig gemacht und aufgesucht. Sie trafen zwei junge Leute an, alle in der Sendung gemachten Eckdaten, wie Alter, familiäre Herkunft usw. stimmten. Allerdings stritten die beiden ab, dass es zu gewalttätigen Übergriffen gekommen sei. Obwohl der Haushalt wegen genau solcher Delikte in der Vergangenheit schon auffällig geworden war. Wir haben die Vermutung, dass die junge Frau Angst hatte, vor der Polizei zu sprechen. Wir machen uns also weiter Sorgen um die Anruferin und werden alles in unserer Macht stehende unternehmen, ihr zu helfen“
Update: Anruf war wohl ein Fake – WDR entschuldigt sich bei BILD
Mittlerweile hat sich das Ganze offensichtlich als Scherzanruf herausgestellt. Damit haben sich die Recherchen der BILD-Zeitung vom Dienstag, die Jürgen Domian in seiner Sendung in der Nacht auf Mittwoch noch öffentlich anzweifelte, bewahrheitet. Der WDR schreibt in einer Stellungnahme: „Nach dem jetzigen polizeilichen Kenntnisstand hat sich Jürgen Domian zu früh auf eine Polizeiquelle, die er und die Redaktion kontaktiert hatten und die – im Nachhinein betrachtet – eine missverständliche Auskunft gegeben hat, verlassen. Hinzu kommt, dass die Redaktion wie auch vor allem die geschulten Psychologen den Eindruck hatten, dass die Situation ernst war und kein Fake. Deshalb hat Domian fälschlicherweise die Recherchen der Kollegen der BILD-Zeitung in seiner Sendung am Dienstag in Frage gestellt und behauptet, diese seien teilweise „frei erfunden“! Für diese Fehleinschätzung möchten wir uns in aller Form entschuldigen!“
Die Prügel-Attacke bei @domian am Telefon war ein Fake.https://t.co/mCk702XUSY
— 1LIVE (@1LIVE) 25. Februar 2016