Der staatliche russische Auslandsrundfunk Radio Sputnik sendet seit Anfang Juli in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington auf 105,5 MHz. Der Kreml-Sender ersetzte dort Bluegrass Country, ein Programm, das sich dieser traditionellen Spielart der Countrymusik widmet. Statt Banjo- und Fidelklängen können die Hauptstädter auf der Frequenz nun Russlands Sicht auf die amerikanische Politik lauschen.
Das Sputnik-Programm für das amerikanische Publikum entsteht in Büros in Washington, drei Blocks entfernt vom Weißen Haus, berichtet die „Washington Post“. Die Moderatoren sind größtenteils Amerikaner, die nun ihre „alternativen Fakten“ auf UKW in DC verbreiten können. Die Freunde der Bluegrass-Musik müssen hingegen auf das digitale HD-Radio oder das Internet zurückgreifen, wenn sie ihren Sender weiterhin hören wollen. Der war lange ein Ableger des Public Radio WAMU, das ihn aber in diesem Jahr an eine separate nichtkommerzielle Stiftung weiterreichte. Die UKW-Frequenz 105,5 Mhz war allerdings immer nur von einem anderen Anbieter gemietet, der sie jetzt – wie die „Washington Post“ weiter berichtet – bis Ende 2019 an Sputnik vergab. Ganz neu ist die mediale russische Präsenz in Washington allerdings auch nicht, denn bereits früher sendete Russlands Auslandsradio über Mittelwelle in der amerikanischen Hauptstadt. In einer Zeit, in der gerade Russlands Rolle im vergangenen US-Wahlkampf vom Kongress unter die Lupe genommen wird, ist sie allerdings durchaus pikant.