Die Menschen in Europa erleben die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg als Zeit des Aufbruchs – alles scheint möglich, fast alles denkbar. Jahrhundertealte Monarchien und mit ihnen die alte Ordnung sind untergegangen. Deutschland ohne einen Kaiser, wer hätte sich das nur vier Jahre zuvor ernsthaft vorstellen können? Doch Kaiser und Fürsten haben mit dem Krieg auch ihre Macht verloren. Es steht die Frage im Raum, was und wer dauerhaft an ihre Stelle treten wird? Eine demokratische Republik, eine restaurierte Monarchie, ein kommunistischer Staat oder eine faschistische Diktatur? Ganz unterschiedliche Träume, Lebensmodelle und politische Ideen befinden sich im Wettstreit miteinander, auch gewalttätig. Der Krieg wirft immer noch seine Schatten auf die Gesellschaft dieser Epoche, die man später die Zwischenkriegszeit nennen wird. Es ist eine turbulente Zeit – eine Zeit großer Utopien, teilweise bitterer Armut, eine Zeit der permanenten Ungewissheit, der Modernisierung und des Träumens von einer gerechteren Welt. Eine Zeit, die in einem neuerlichen Weltkrieg und millionenfachem Sterben münden wird.
Von diesem „Krieg der Träume“ in der Zeit zwischen 1919 und 1939 erzählt eine Doku-Serie, die u.a. in der arte-Mediathek zu sehen ist. Dabei folgt die mehrsprachige Reihe den Lebenswegen von 13 unterschiedlichen Menschen aus ganz Europa
Hörfunkreihe bei SWR2, Bayern2, WDR5 und dem rbb Kulturradio
SWR, WDR und BR haben auch eine begleitende vierteilige Hörfunkreihe produziert. Das Autorenpaar Christine Sievers und Nicolaus Schröder, das für diese verantwortlich zeichnet, hatte 2014 bereits die sechsteilige Hörfunkreihe zum Vorgängerprojekt „14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs“ entwickelt.
„Regisseurin Maria Ohmer gestaltet die Lebensgeschichte der Protagonisten mit der Dramaturgie und Präzision eines Hörspiels. Dabei wird auf jede Fiktionalisierung der Figuren verzichtet und ausschließlich authentisches Material verwendet. Neben einigen Protagonisten aus der Fernsehserie kommen hier auch andere Charaktere vor, die sich besonders überzeugend akustisch dokumentieren ließen“, beschreibt der SWR das Konzept.
In Briefen und Selbstzeugnissen erzählen Zeitzeugen von ihren Hoffnungen, Befürchtungen und ihrem Alltag in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Darunter befindet sich die britische Adelige und Hitler-Freundin Unity Mitford sowie ihre Schwester Jessica, die sich dem Kommunismus zuwandte, der spätere Revolutionär Ho Chi Minh, der italienische Unternehmer Silvio Crespi, der zum Faschisten wurde, das Ehepaar Käte und Hermann Duncker, das sich in der Weimarer Republik in der Arbeiterbildung und Politik engagierte, die Stummfilmdiva Pola Negri, die Französin May Picqueray, die als Anarchistin Leo Trotzki die Stirn bot, der Schriftsteller Gustav Regler und Rudolf Höß, dessen Werdegang vom Weltkriegsheimkehrer zum Lagerkommandanten in Auschwitz-Birkenau führte.
Die vier halbstündigen Folgen von „Krieg der Träume“ laufen bzw. liefen im Programm von WDR5, Bayern 2, rbb Kulturradio und SWR2. Die Audiofiles sind bei SWR2 Wissen, WDR5 Tiefenblick oder dem rbb kulturradio oder über die ARD Audiothek abrufbar.