Der Medienrat der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) hat den Weg frei gemacht für die ersten vollständigen Lokalradio-Multiplexe im Standard DAB+. Damit soll Digitalradio für Lokalradios attraktiver gemacht, aber natürlich auch das Angebot für die Hörer signifikant vergrößert werden. Das Entscheidungsgremium der SLM gab grünes Licht für eine medienrechtliche Ausschreibung in Leipzig und in Freiberg. Die Ausschreibung wird voraussichtlich am 6. April 2017 im Sächsischen Amtsblatt erscheinen. Sofern für Leipzig bzw. Freiberg mindestens fünf Bewerbungen eingehen, erfolgt anschließend der Aufbau von DAB+-Senderanlagen, basierend auf der Small Scale-DAB-Technologie. Für deren Realisierung holt die Medienanstalt bei potenziellen Netzbetreibern parallel Angebote ein, die konkrete Angaben über Standort, Investitions- und Betriebskosten enthalten müssen. Die Multiplexe sollen nach Möglichkeit noch in diesem Sommer auf Sendung gehen.
„Ziel ist es, sächsische kommerzielle und nichtkommerzielle Hörfunkveranstalter bzw. Internetradioanbieter unter wirtschaftlich vertretbaren Voraussetzungen für einen vorzeitigen Einstieg in die digital-terrestrische Radiotechnologie zu motivieren“, sagte Michael Sagurna, Präsident des Medienrates der SLM. „Programme mit lokaler Reichweite generieren nicht so hohe Einnahmen, dass sich ein Programmplatz in einem überregionalen oder gar landesweiten DAB-Netz bezahlen ließe. Hier setzt Small Scale DAB an“, so Sagurna weiter. „Es geht nicht um die Neuerfindung der digitalen Hörfunkübertragung, sondern um den Aufbau lokaler DAB-Versorgungsstrukturen mit möglichst geringen Investitionskosten. Das bekannte Rundfunkkonzept ‚High Tower‘ – ‚High Power‘ will die SLM für die lokale Versorgung abwandeln in ‚Not so high Tower‘ – ‚Not so high Power‘.“
Die bereits jetzt vorliegenden Interessensbekundungen stimmen die SLM optimistisch, dass es ein vielfältiges Angebot geben wird.
Begleitend zur Einführung des lokalen DAB+-Netzes soll eine evaluierenden Studie durchgeführt werden. Dabei wird der Status Quo der DAB+-Marktdurchdringung, -Nutzung und -Akzeptanz gemessen und mit Wiederholungsmessungen Veränderungen, Entwicklungen und Tendenzen aufgezeigt. Über die Beauftragung dieser Studie wird der Medienrat auf seiner kommenden Sitzung im April beraten.
Auf Basis einer Open-Source Software, die die Encodierung, das Multiplexing und die abschließende Modulation umsetzt, können sogenannte DAB-Inseln, auch „Small Scale DAB“ genannt, im Kleinleistungsbereich geschaffen werden. Durch den Verzicht auf herkömmliche Hardware zur Ausstrahlung von Radiodiensten werden die Anschaffungskosten beachtlich reduziert, so dass vergleichsweise geringe Kosten es finanziell schwächer gestellten Lokalradios erlauben, ihre Programme über DAB+ zu verbreiten.
Solche Projekte sind bereits in der Schweiz mit den Digris DAB+-Inseln, in London und neun weiteren britischen Städten sowie in Paris auf Sendung.
Edit: 15.04.2017:
Die Ausschreibung ist unter diesem Link veröffentlicht.