(APA) – Der ORF wird sich nicht am Digitalradio-Standard DAB+ beteiligen. Der öffentlich-rechtliche Sender und klare Radio-Marktführer in Österreich will stattdessen weiterhin auf die analogen UKW-Übertragung setzen. „Für uns ist die Entscheidung gefallen“, sagte Wrabetz am Mittwoch im Publikumsrat. Der Beschluss sei vor wenigen Tagen in der ORF-Geschäftsführung erfolgt.
Die Absage gelte auch für den Fall, dass die ORF-Sendetocher ORS sich 2017 bei der Ausschreibung von DAB+ bewirbt, sagte Wrabetz. Es gebe derzeit keine sinnvollen Rahmenbedingungen. Der ORF-General begründete die Entscheidung mit dem mangelnden Erfolg von DAB+ in anderen europäischen Ländern. UKW (Ultrakurzwelle) hingegen sei der erfolgreichste Radio-Standard.
Bei der ORS ist die Entscheidung laut Wrabetz noch nicht gefallen. Die ORS sei durch die ORF-Absage aber in einer „diffizilen Situation“, weil sie ein Angebot nur abgeben könne, wenn ihr auch genügend Sender die Frequenzen abnehmen. Bei einer Nicht-Teilnahme an der Ausschreibung allerdings würden „automatisch ausländische Anbieter in den Markt hereinkommen“.
Wrabetz sieht die Radio-Zukunft aber ohnehin in Audioboxen, die über W-LAN und Mobilfunk Radioprogramme streamen. Dieser Trend werde sich verstärken, so Wrabetz, der etwa auf den intelligenten Amazon-Lautsprecher „Echo“ mit der Sprachassistentin Alexa verwies, der gerade in Europa eingeführt wird.
Für Wrabetz sprechen auch technische und finanzielle Gründe gegen DAB+. Der Standard biete keine besser Audioqualität, die Mindestfeldstärke reiche nicht für guten Empfang in Häusern und die Tunnelversorgung sei ungeklärt. Außerdem habe der ORF kein Geld für eine teure Parallelausstrahlung von UKW und DAB+. Auch aus Programmsicht mache DAB+ für den ORF keinen Sinn, da es nicht gestattet sei, zusätzliche Programme oder Programmvariationen anzubieten. Von den Publikumsräten wurde die ORF-Entscheidung weitgehend begrüßt.
Die Rundfunkbehörde KommAustria plant, nächstes Jahr die Ausschreibung von DAB+ zu starten. Gesucht wird ein technischer Betreiber. In der ersten Ausbaustufe soll in Ballungsräumen ein Multiplex mit 12 bis 16 Programmen angeboten werden.