Das Auto der Zukunft ist intelligent, vernetzt und autonom. An der Schnittstelle zwischen Radio- und Automobilbranche entsteht ein Innovations- und Wachstumsmarkt mit großem Potenzial und Kooperationen beider Branchen gewinnen an Bedeutung. Darin sind sich die Experten einig, die auf dem VAUNET-Panel „Audio on the road – Wie sieht das Autoradio der Zukunft aus?“ am 24. Oktober im Rahmen der Medientage München die Zukunft von Audio im Auto diskutiert haben. Durch das Panel führte Moderatorin Ruth Hofmann (Sport1, Sky, Audi, Porsche).
Zum Einstieg verdeutlichte Frank Giersberg, Mitglied der Geschäftsleitung VAUNET, die hohe Relevanz von Radio im Alltag der Menschen. 94 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren hören regelmäßig Radio, pro Tag verbringen die Hörer durchschnittlich 4,5 Stunden mit Radio. Besonders intensiv wird Radio im Auto genutzt. Gleichzeitig spielt aber auch die Online-Audio-Nutzung im Fahrzeug eine immer größere Rolle, wie aus dem aktuellen Online-Audio-Monitor 2019 hervorgeht. In Deutschland hörten 2019 bereits 17 Millionen Menschen im Auto auch Audio-Angeboten über das Internet, ein Zuwachs von 3,5 Millionen gegenüber dem Vorjahr. Die Nutzung findet bisher insbesondere über das Smartphone statt. Die Auffindbarkeit der Angebote auf Plattformen und Aggregatoren spielt dabei eine zentrale Rolle.
Dr. Thomas Schiller, Partner und Leiter Automotive bei Deloitte, beschrieb die aktuellen Entwicklungen einer Branche im Umbruch. Für 2035 rechnet Deloitte mit nur noch rund zwölf Millionen Fahrzeugen in deutschen Städten, verglichen mit den rund 50 Millionen, die heute auf deutschen Straßen unterwegs sind. Davon werden rund eine Million autonom fahrende Roboter-Taxis sein (Quelle: Deloitte: „Urbane Mobilität und autonomes Fahren im Jahr 2035“). Dadurch werde der Markt eine große Veränderung erfahren, prognostiziert Schiller. Es stellen sich die zentralen Fragen: Wer besitzt ein Auto, wer entscheidet, was im Auto gehört wird, und wer bietet die technische Lösung für das InCar-Entertainment? Kooperationen zwischen Radio- und Automobilherstellern könnten hierbei erhebliche Synergievorteile für beide Branchen bringen, unter anderem bei der besseren Integration der Hard- und Software in den Auto-Infotainment-Systemen der zuliefernden Hersteller (OEMs) bis hin zum Datenaustausch.
„Der Nutzer erwartet in erste Linie gute Unterhaltung“, stellte Stephan Schmitter, CEO RTL Radio Deutschland, fest. Das Auto sei, neben dem Zuhause, das wichtigste Ökosystem für Audio. Wenn das autonome Fahren komme, könne die gewonnene Zeit für Entertainment im Audiobereich, dann auch mit neuen Angeboten, genutzt werden. „Dann erwarten die Kunden, dass die Inhalte direkt auf sie zugeschnitten sind.“ In der Vergangenheit wurde vor allem für die linearen Radioprogramme produziert, in Zukunft werde verstärkt auch auf Audio-on-Demand-Inhalte gesetzt. RTL Radio Deutschland hat sich hierfür unter anderem mit der Audio-Plattform Audio Now aufgestellt. Insgesamt werden solche Plattformen die Beziehung zwischen Radio- und Automobilindustrie weiter stärken.
Diese Sichtweise teilte auch Caroline Grazé, Geschäftsführerin des Radioplayer Deutschland. Der Radioplayer bündelt Radioprogramme und gehört damit zu den wichtigsten Partnern von Entertainment-Spezialisten in der Automobilindustrie. Für Grazé steht bei der Kooperation auch die gemeinsame Arbeit an Schnittstellen und die intelligente Nutzung von Daten im Vordergrund. Auf dieser Basis könnten den Nutzern individuellere Angebote und damit echte Mehrwerte geboten werden.
Für Martin Koch, Leiter Entwicklung Entertainment bei AUDI, besteht der Mehrwert in „einem coolen Premium-Produkt“, das in ein Auto integriert ist. Standard-Features würden nicht ausreichen, um den Kunden anzusprechen. Deshalb appellierte er an die Audio-Industrie, auf Kooperationen zu setzen: „Wenn die Radioanbieter ihre Kräfte bündeln, schaffen wir es gemeinsam Innovationen umzusetzen.“ Der Radioplayer sei dabei mit seinen gebündelten Angeboten ein wichtiger Gesprächspartner. Koch unterstrich, wie wichtig direkte Ansprechpartner in Deutschland für AUDI seien.
Der Dialog zwischen der Audio- und der Autobranche ist für die Gestaltung einer erfolgreichen Zukunft für beide Branchen und die Nutzer von zentraler Bedeutung – darin waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig. Stephan Schmitter: „Automobilindustrie und Radiobranche tragen in Deutschland besondere wirtschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung.“ Ein weiterer guter Grund, sich gemeinsam für das perfekte Audio-Erlebnis im Auto einzusetzen.