Die polnische Eurozet-Gruppe, einer der großen Akteure im dortigen Privatradiomarkt, hat neue Eigentümer. Czech Media Invest, ein Unternehmen des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský, hatte im vergangenen Jahr die ost- und südosteuropäische Radiosparte des französischen Lagardère-Konzerns erworben. Das Polen-Geschäft bekommt nun nach nicht mal einem Jahr schon wieder neue Besitzer.
60 Prozent an Eurozet übernimmt das tschechische Unternehmen SFS Ventures, das sich auch um das operative Geschäft kümmern soll. Die übrigen 40 Prozent wird die polnische Mediengruppe Agora (Gazeta Wyborcza) erwerben. Agora ist mit Złote Przeboje, Radio Pogoda und Rock Radio bereits im polnischen Radiomarkt aktiv, zudem hält das Medienhaus eine Beteiligung an Tok FM. Eurozet betreibt den landesweiten Privatsender Radio ZET sowie das Rockformat Antyradio, Meloradio, Chillizet und diverse katholische Radio Plus-Stationen.
Hauptgesellschafter von SFS Ventures ist eine Tochtergesellschaft von Sourcefabric, einem Unternehmen, das Open Source Tools für Medien entwickelt. Minderheitsgesellschafter ist eine Tochtergesellschaft des Media Development Investment Fund (MIDF), der ebenfalls zum Gesellschafterkreis von Agora zählt. Der in den USA angesiedelte Fonds hat das Ziel unabhängige Medien in schwierigen Umgebungen finanziell zu unterstützen. Die Gründung von MIDF im Jahr 1996 geht auf Idee des serbischen Journalisten Sasa Vucinic, der in den frühen 1990ern das serbische Oppositionsradio B92 führte, zurück. Einer der Finanziers des Non Profit-Fonds ist die Open Society-Stiftung des ungarischstämmigen US-Investors George Soros, der sich in den vergangenen Jahren zum Lieblingsfeindbild von Osteuropas Nationalisten entwickelt hat. Zum Fördererkreis des MIDF gehören zudem weitere Entwicklungshilfeeinrichtungen und Stiftungen aus Schweden, Dänemark, den Niederlanden und Norwegen, die sich für die Pressefreiheit einsetzen.
Wenig gefallen wird die Übernahme der polnischen Regierungspartei PiS. Die propagiert schon länger eine “Repolonisierung” des polnischen Mediensektors nach dem Vorbild Ungarns. So war auch die der PiS nahestehende Mediengruppe Fratria lange als ein möglicher Käufer von Eurozet gehandelt worden. Im Raum stand – laut polnischen Medienberichten – eine Finanzierung durch einen Kredit einer Staatsbank. Nun kommt die eher regierungskritische Agora-Gruppe zum Zuge.