Radiosender begleiten Fußball-WM mit Protestaktionen

  • Mittwoch, 23. November 2022
  • verwendete Quellen für Zitate: Pressemitteilungen von lulu.fm. NRW1, Radio Hamburg und Gong 96.3

Beim queeren Radio lulu.fm findet die Fußball-WM in diesem Jahr im Programm nicht statt, der Sender aus Köln hat sich zu einem Boykott entschlossen. „Wenn es um Menschenrechte geht, hört der Spaß einfach auf“, so lulu.fm Geschäftsführer Frank Weiler. „Als Radiosender tragen wir eine gesellschaftliche Verantwortung und als queeres Radio können wir es einfach nicht verantworten, über ein Event zu berichten und ihm eine Bühne zu bieten, bei dem Menschenrechte keine Rolle spielen. Tausende Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter haben diese WM mit ihrem Leben bezahlt, Frauen werden in Katar massiv unterdrückt, queere Menschen werden kriminalisiert und verfolgt, nach Auslegung der Scharia droht ihnen in Katar offiziell die Todesstrafe.“ Anstelle von Fussballergebnissen will lulu.fm in den Nachrichten stattdessen mehr queere Meldungen senden.

Auch andere Sender reagieren. Auf NRW1 geht bei jedem Anstoß ein Song aus der LGBTQI+-Bewegung on air – wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt, läuft im Programm ein DJ-Set aus der Community. „Wir wollen ein klares Zeichen für Diversity und Menschenrechte setzen“, so NRW1-Content-Chef Robert Förster. „Unser Team ist bunt, unsere Community ist bunt, NRW und die Welt sind bunt. Daher haben wir uns entschieden, mit Künstlerinnen und Künstler und DJs der LGBTQI+-Bewegung den passenden Sound als Zeichen während der WM zu positionieren.“

Bei Radio Hamburg soll es am Freitag zwischen 7.30 und 8 Uhr unter dem Motto „Wir sagen JA… trotz Katar“ live in der Morningshow eine freie Trauung eines homosexuellen Paares geben. Programmleiter Niklas Naujok über die Aktion: „Als meistgehörtes Radioprogramm der Stadt möchten wir direkt nach dem Start der Fußball-WM ein weithin hörbares Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen. Das Leben ist bunt und Homosexualität kein ,geistiger Schaden‘, wie es uns der katarische WM-Botschafter Khalid Salman einreden will. An seinen Äußerungen und auch aktuell am Verbot der Armbinde ,1 LOVE‘ ‚wird überdeutlich, dass Menschenrechte und freie Liebe in Katar nichts bedeuten. Das möchten wir nicht so hinnehmen, sondern laut dagegen halten.“
„Diese Aktion ist sicherlich nur ein kleiner Baustein, aber sie hilft einmal mehr, darauf aufmerksam zu machen, was Menschen in Katar nicht dürfen, was für uns hier mittlerweile selbstverständlich ist“, ergänzt Morningshow-Moderator John Ment.

Während am Sonntag Deutschland und Spanien bei der WM in Katar aufeinandertreffen, lädt Morningman Mike Thiel von Gong 96.3 die Münchnerinnen und Münchner zum „Wir schauen gemeinsam KEINE WM“-Public Viewing im Audi Dome ein. „Ich brauche die Unterstützung aller Münchnerinnen und Münchner. Kommt gerne im Deutschlandtrikot und im Fanoutfit – wir haben Platz für Tausende, die ein Zeichen für Menschenrechte setzen wollen“, sagt Thiel. Der Eintritt zur Veranstaltung ist Senderangaben zufolge kostenlos. Anmelden für das gratis Public Viewing könne man sich über die Sender-Website.

Auch Podcasts wie „Fußball MML“ setzen ein Zeichen. Der Fußball-Podcast mit Mickey Beisenherz, Maik Nöcker und Lucas Vogelsang stellt während der WM seine Werbeslots NGOs wie Amnesty International zur Verfügung.

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