In diesem Jahr steht die Neufassung des Rundfunkstaatsvertrags an, der die Spielregeln für die deutsche Rundfunklandschaft festlegt. Es geht dabei zentral um die Frage, was dürfen ARD und ZDF künftig im Netz und was nicht. Dazu kommt die Debatte um eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags, aus dem sich die öffentlich-rechtlichen Sender finanzieren. Selbst radikale Lösungen, wie sie die Schweizer „No Billag“-Initiative, die eine Abschaffung der Schweizer Rundfunkgebühren fordert, propagiert, sind in Europa auf einmal vorstellbar. Auch in Deutschland werden die Scharmützel zwischen Privaten und Öffentlich-Rechtlichen häufiger und der Ton rauer.
Es ist ein Ritual – immer wenn die Umfragen für die Reichweitenmessung MA Radio laufen, starten viele Radiosender große Gewinnspielaktionen. So soll den Hörern der Sendername eingetrichtert werden, damit er präsent ist, wenn der Anruf von der Quotenmessung kommt. Bayerns Privatradios kritisieren nun, dass auch die öffentlich-rechtlichen Sender auf solche Gewinnspiele setzen.
Der Verband Bayerischer Rundfunkanbieter (VBRA) nimmt den Bayerischen Rundfunk (BR) ins Visier. Seit Jahresbeginn würden Bayern 1 und Bayern 3 „von kommerziellen Gewinnspielen überquellen“, kritisiert der Privatadioverband. „Seit Jahren sehen wir, dass sich Bayern 1 und Bayern 3 den privaten Angeboten im Freistaat inhaltlich immer weiter annähern, so dass kaum mehr Unterschiede zwischen den Programmen der Privaten und den Popwellen des BR feststellbar sind. Programm- und Marketingkonzepte werden schonungslos übernommen – und meist noch größer und mit üppigeren Gewinnchancen ausgestattet als sich das private Veranstalter leisten können. Wir sehen darin einen gebührenfinanzierten Verdrängungswettbewerb, der durch den öffentlich-rechtlichen Auftrag nicht gedeckt ist“, wirft der stellvertretende Fachgruppensprecher Hörfunk der VBRA, Philipp von Martius, dem BR vor.
„Gerade vor dem Hintergrund der kontrovers geführten Diskussion um die mögliche Erhöhung der Haushaltsabgabe fehlt den privaten Radioanbietern jegliches Verständnis für die verschwenderischen Bemühungen des BR, den privaten Anbietern Hörer aggressiv abzuwerben“, ergänzt Felix Kovac, Vorstandsvorsitzender des VBRA.
Die VBRA schätzt die Kosten für Gewinnspiele und Marketingaktivitäten der BR-Hörfunksender auf eine deutlich siebenstellige Summe pro Jahr, dem widerspricht der BR. „Der BR weist die Kritik des VBRA entschieden zurück. Zunächst einmal sind Gewinnspielsendungen und Gewinnspiele gemäß den gesetzlichen Regelungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bzw. beim BR ausdrücklich zulässig. Unterm Strich lässt sich auch sagen, dass sich der Umfang bzw. die Anzahl von Gewinnspielen bei Bayern 1 und BAYERN 3 in den vergangenen Jahren nicht vergrößert hat. Im Übrigen bewegt sich die Auslobung von Preisen nicht im siebenstelligen Bereich. Die Zahl ist deutlich niedriger,“ erklärt BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner in einer Stellungnahme. „Die genannten Preise für Gewinnspiele werden, anders als suggeriert, nicht über den Rundfunkbeitrag finanziert, sondern stammen von entsprechenden Partnern aus der privaten Wirtschaft, auf die aus Gründen der Transparenz auch ausdrücklich hinzuweisen ist“, so Wagner