Wenn es nach den Vorstellungen der dänischen Regierung geht, dann wird UKW bei unseren nördlichen Nachbarn spätestens 2021 abgeschaltet. Bisher wollte Dänemark einen möglichen Umstiegsprozess erst dann beginnen, wenn 50 Prozent des Radiokonsums über digitale Verbreitungswege stattfinden – die bisherige Überkunft beinhaltete auch keinen Automatismus. Aktuell liegt Dänemark bei 36 Prozent Digital-Hörern.
Nun drückt das dänische Kulturministerium überraschend aufs Tempo und will zügig dem norwegischen Vorbild folgen. Norwegen hatte seinen landesweiten Hörfunk Ende 2017 auf DAB+ umgestellt. Ein Anfang April präsentiertes Strategiepapier aus dem Kopenhagener Ministerium entwirft zwei Szenarien. Demnach soll UKW zwei Jahre nachdem festgestellt wurde, dass die 50 Prozent-Schwelle überschritten ist, abgeschaltet werden. Aber auch wenn diese Grenze bis 2021 nicht erreicht wird, soll anschließend trotzdem von UKW auf DAB+ umgestellt werden. Man erhoffe sich davon mehr Vielfalt und innovativere Formate, heißt es in dem Papier.
Doch noch ist der Umstieg nicht in Stein gemeißelt, denn die regierende liberal-konservative Drei-Parteien-Koalition hat keine eigene Mehrheit im Parlament, ist auf Absprachen mit anderen Parteien angewiesen. Sie wird also ihre vorgestellten Pläne im Medienbereich noch zur Diskussion stellen und entweder die rechtskonservative Volkspartei oder die Sozialdemokraten von ihrem Konzept überzeugen müssen. Vertreter der Volkspartei haben in dänischen Medien bereits ihre Ablehnung eines vorzeitigen UKW-Ausstieges verlauten lassen.
Eine für die dänische Nachrichtenagentur Ritzau erhobene Blitzumfrage ergab unterdessen, dass rund 70 Prozent der befragten Dänen gegen ein vorzeitiges UKW-Aus im Jahr 2021 sind. Wenig begeistert von den neuen Regierungsplänen sind auch etliche Zeitungsverlage, die diverse Regional- und Lokalstationen betreiben. Die UKW-Lokallizenzen waren erst 2017 neu vergeben worden, die Umstellungen wurden Anfang dieses Jahres wirksam. Entsprechend wurde investiert, die Verlage und anderen Betreiber rechneten damit, dass das UKW-Band noch rund zehn Jahre für Hörfunk genutzt wird. Aber noch ist nichts final entschieden. Es wird in dänischen Medien bereits diskutiert, dass zumindest die Lokalradios ähnlich wie in Norwegen – sollte es wirklich zu einem baldigen UKW-Ausstieg kommen – ausgenommen werden könnten und noch etwas länger auf UKW senden dürfen.
Zusätzlich soll es, wenn es nach den vorgestellten Plänen des Kulturministeriums geht, auch ein neues öffentliches Digitalradio-Programm mit dem Schwerpunkt Kultur und Klassik geben. Das Programm soll privatwirtschaftlich betrieben werden und sich aus einem Mix aus öffentlichen Subventionen und Werbeeinnahmen finanzieren. Das Modell ist nicht ganz neu, es wird schon bei der Info- und Talkwelle Radio24syv praktiziert, die 2011 auf der ehemaligen vierten UKW-Frequenzkette des dänischen Rundfunks startete, die dieser zuvor räumen musste. Radio24syv gehört u.a. dem Berlingske-Verlag, wird aber aus öffentlichen Mitteln finanziert und muss im Gegenzug bestimmte Programm- und Public Service-Auflagen erfüllen. Künftig will die Regierung ihre Zuschüsse allerdings um 33 Prozent reduzieren, im Gegenzug soll der Sender ab der neuen Konzessionsperiode Werbung anbieten dürfen.
Im Fernsehbereich will die Regierung einen 40 Prozent-Anteil an TV2 verkaufen. Der Sender ist als staatliche Aktiengesellschaft – vergleichbar mit dem britischen Channel 4 – aufgebaut und operiert getrennt vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Es gab immer wieder Bestrebungen TV2 zu privatisieren, die allerdings bisher nie umgesetzt wurden.