Der MDR werde erst wieder in die terrestrische Rundfunkverbreitung investieren, wenn die UKW-Radioverbreitung wieder gesichert und die Rahmenbedingungen dafür geklärt sind. Das erklärten MDR-Betriebsdirektor Ulrich Liebenow und MDR-Intendantin Karola Wille am Montag, 7. Mai 2018, in Leipzig vor dem MDR-Rundfunkrat. Das Aufsichtsgremium unterstützt die Linie der Senderspitze ohne Einschränkung. „Radio gehört zu den unverzichtbaren Infrastrukturen unseres Landes und darf nicht zum Spielball unternehmerischer Einzelinteressen werden“, unterstrich der Vorsitzende des MDR-Rundfunkrates, Horst Saage.
Ende 2017 wurden die UKW-Antennen vom bisherigen Monopolisten Media Broadcast an verschiedene neue Eigentümer verkauft, darunter mehrere Finanzinvestoren. Diese rufen nun gegenüber den Sendernetzbetreibern Divicon – die den Senderbetrieb für den MDR abwickeln – und Uplink deutlich höhere Preise auf. Mit dem Verkauf ist auch die Regulierung der Bundesnetzagentur hinfällig geworden, die bisher die Preise für die Antennenmitbenutzung deckelte. Ende März drohte zeitweilig die unfreiwillige Abschaltung von UKW-Frequenzen. Bis Ende Juni ist nun eine Übergangslösung in Kraft und Media Broadcast betreibt die Frequenzen vorerst weiter. Die Freenet-Tochter hat aber verlauten lassen, dies ab Juli nicht mehr tun zu wollen. Bis dahin müssen also Verträge zwischen den Akteuren abgeschlossen sein, sonst droht erneut ein UKW-Blackout. Die Bundesnetzagentur prüft parallel derzeit, ob sie doch wieder Preise reguliert. Der MDR-Rundfunkrat appelliert entsprechend an Bundesnetzagentur, Bundeskartellamt und Politik: „Sie sind jetzt in der Pflicht, hier regulierend einzugreifen“.
Der Streit um die Antenne erschüttere nicht nur den Hörfunkmarkt sondern auch die Zuverlässigkeit aller anderen terrestrischen Verbreitungswege, also auch den Radiostandard DAB+ und die Fernsehübertragung mittels DVB-T2 HD, erläuterte Liebenow. Media Broadcast ist – im Gegensatz zu UKW – im DAB+-Bereich weiterhin als Antenneneigner aktiv.