Der US-Medienkonzern CBS prüft den Verkauf seiner traditionsreichen Radiosparte, die er 1928 erworben hatte. Man will sich auf das TV- und Digitalgeschäft konzentrieren, u.a. mit der Premiummarke Showtime, wie das CBS-Management am Dienstag verlautbaren ließ.
CBS ist mit seinen 117 Stationen und rund 70 Millionen wöchentlichen Hörern eine der größten Gruppen im US-Radiomarkt, der sich immer stärkerer Konkurrenz durch Streamingdienste wie Pandora oder Spotify ausgesetzt sieht. CBS ist in 26 Teilmärkten engagiert, besonders in Großstadtmärkten – mit bis zu sechs Radiostationen in Los Angeles, San Francisco, Washington D.C., New York, Boston oder Chicago.
Die Radiowerbeverkäufe im Gesamtmarkt gingen im letzten Jahr um zwei Prozent zurück. Auch die Radiosparte von CBS hatte im letzten Quartal 2015 Einbußen bei den Werbeeinnahmen von 5 Prozent zu verzeichnen, berichtet die „New York Times“. CBS baut in Folge bereits Stellen ab.
Ein möglicher Verkauf wird aber noch etwas auf sich warten lassen, nach US-Medienberichten will CBS voraussichtlich das ertragsreiche Jahr 2016 noch mitnehmen. Dank des US-Wahlkampfs wird es üppige Einnahmen durch zahlreiche Werbeschaltungen der Präsidentschaftskandidaten und ihnen nahestehender Lobbygruppen, Super-PACs, geben. CBS würde mit einem Verkauf dem Vorbild anderer Mediengruppen wie NBC oder Disney folgen, die sich schon seit längerem weitgehend aus dem Radiomarkt verabschiedet haben. Im Raum steht aber auch eine Ausgliederung der CBS Radiosparte als eigenes Unternehmen.
Ein Verkauf aller Stationen als Gesamtpaket erscheint eher unrealistisch. Möglicherweise wird die Gruppe also zerlegt und die Stationen in den einzelnen Märkten separat oder in kleineren Paketen verkauft. Der „Boston Herald“ bringt Entercom aus Pennsylvania, die Nummer Vier im US-Markt, als Interessenten für einige Märkte ins Spiel. Weitere große Akteure im US-Radiomarkt sind iHeart Media (früher Clear Channel), Cumulus oder das eher auf kleinere Städte fokussierte Townsquare Media.