Die Haushaltssituation für den WDR bleibt weiterhin angespannt. Der WDR-Rundfunkrat, das Kontrollgremium der Sendeanstalt, stimmte in seiner heutigen Sitzung (19.12.2017) dem WDR-Haushalt 2018 und der Finanzplanung bis 2021 zu.
Erträgen von rund 1,41 Mrd. Euro stehen im kommenden Jahr Aufwendungen von rund 1,62 Mrd. Euro im Betriebshaushalt gegenüber. Laut Finanzplan – hierin werden die tatsächlich fälligen Einnahmen und Ausgaben erfasst – verbleibt ein Fehlbetrag von 95,5 Millionen Euro. Dieser wird der dafür vorgesehenen Allgemeinen Ausgleichsrücklage – der finanzielle Reserve des WDR – entnommen, damit ist der Haushalt 2018 ausgeglichen. Auch 2019 wird er die prognostizierte Lücke so schließen können. Danach allerdings könnte sich bis Ende 2021 ein Defizit von rund 178 Mio. Euro ergeben, rechnet der WDR-Rundfunkrat vor.
Beitragsbefreiungen und Werbezeitenreduzierung
Als Gründe für die Haushaltssituation nennt der WDR die von der Politik durchgesetzte Reduzierung der Werbezeiten im Hörfunk. Der WDR kann künftig nur noch auf einer seiner Wellen Werbung ausstrahlen und entsprechend weniger Werbeeinnahmen generieren. Das Problem liegt auch darin, dass diese neue Rahmenbedingungen nicht mehr in die Berechnung der Einnahmen, die dem WDR aus dem Rundfunkbeitrag zukommen, einfließen konnten. Dazu kommen generell weniger Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag als erwartet. Diese sind durch eine hohe Anzahl an Beitragsbefreiungen entstanden. Der Rundfunkbeitrag wurde zudem seit 2009 nicht mehr erhöht bzw. im Jahr 2015 sogar um 48 Cent gesenkt, die allgemeinen Kosten seien aber inflationsbedingt gestiegen, erklärt der WDR.
Neuer Tarifvertrag und mehr Zusammenarbeit innerhalb der ARD
Der WDR betont, dass man bereits große Anstreungungen unternommen habe. Im Zeitraum von 2016 bis 2020 wurden und werden beim WDR 500 Planstellen abgebaut. Darüber hinaus wurden die Sachetats in allen Bereichen dauerhaft gekürzt. Insgesamt spart der WDR nach eigenen Angaben damit rund 100 Millionen Euro pro Jahr ein. Auch Teile der Kunstsammlung kamen unter den Hammer.
Vom Rundfunkrat bekommt der WDR Rückendeckung. „Der WDR-Rundfunkrat unterstützt den Sender seit Jahren bei seinen umfassenden Bemühungen, Kosten zu senken und sich zukunftsfest aufzustellen“, sagt der Vorsitzende des Gremiums, Andreas Meyer-Lauber. „Dass der wirtschaftliche Ausblick gleichwohl negativ ausfällt, liegt wesentlich an Faktoren, die der WDR nicht beeinflussen kann“, betont Meyer-Lauber.
Für weitere Einsparungen sollen in Zukunft der neue, kostengünstigere Tarifvertrag zur Altersversorgung und die ARD-Strukturreform sorgen. Ziel der Reform sind effizientere Strukturen durch eine intensivere Zusammenarbeit innerhalb der ARD wie gemeinsamen Nachtprogramme.
„Für den Rundfunkrat steht jedoch der Erhalt eines qualitativ hochwertigen, unabhängigen Programmangebots im Mittelpunkt“, sagt der Vorsitzende. Das Gremium erhoffe nicht zuletzt für den WDR, aber auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt stärkeren Rückhalt durch die politischen Entscheidungen, die 2018 anstehen. Dazu gehört der Beschluss der Ministerpräsident/innen zum künftigen Auftrag und zur künftigen Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. „Das Gesamtprogramm des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist konstitutiv für unsere Demokratie. Es muss weiterhin staatsfern und bedarfsgerecht finanziert werden und es ist dahingehend zu stärken, dass es auch die junge Generation wieder viel besser erreichen kann“, appelliert Meyer-Lauber an die Landesregierungen.