Zwei Konsortien bewerben sich um landesweites Digitalradiomux in Großbritannien

Zwei Konsortien haben sich auf die ausgeschriebene Lizenz für den Aufbau eines zweiten landesweiten privaten Digitalradioangebotes in Großbritannien beworben.
In Großbritannien gibt es bereits zwei landesweite Sendernetze – eines von der BBC und eines mit Privatradios unter dem Namen Digital One. Jetzt soll ein drittes Sendernetz hinzukommen. Erstmals können Teile der Sendeplätze auch an Angebote vergeben werden, die im in Deutschland genutzten Übertragungsstandard DAB+ senden wollen. Großbritannien setzt im Gegensatz zum übrigen Europa noch auf den alten Standard DAB. Die eine Gruppe verspricht die Rückkehr der Marke Virgin Radio, die andere will das erste Programm des irischen Rundfunks in Großbritannien verbreiten.

Bereits bekannt war, dass sich der Sendernetzbetreiber Arqiva, der das erste Privatradiosendernetz Digital One betreibt, gemeinsam mit den Radiogruppen Bauer Radio und UTV beworben hat. Das Konsortium, das unter dem Namen Sound Digital auftritt, plant mit 15 Stationen.

UTV will um talkSPORT eine Senderfamilie entstehen lassen. Geplant sind drei Wortformate: talkRADIO, talkSPORT 2 und talkBUSINESS. Zudem plant UTV in Kooperation mit der Virgin Group der Marke Virgin Radio zu einem Comeback zu verhelfen. Von 1993 bis 2008 sendete Virgin Radio in Großbritannien auf Mittelwelle und ab 1995 in London auch auf UKW, nach dem Verkauf an die Times of India wurde der Sendername 2008 in Absolute Radio geändert und verschwand vom britischen Markt.
Bauer Radio würde mit fünf Formaten im neuen Sendernetz vertreten sein. Planet Rock und Absolute 80s sollen von Digital One ins zweite Sendernetz wechseln. Mit Kisstory (Old Skool anthems, u.a. DAB in London), Magic Mellow (Relax) und Heat Radio (Pop und Klatsch, u.a. bereits DAB in London) sind drei weitere Musikformate vorgesehen.
Dazu kommen Jazz FM, das bis Anfang 2014 noch über Digital One zu hören war und aktuell in London über DAB sendet, Sunrise Radio aus London (asiatische Musik, DAB und Mittelwelle in London), British Muslim Radio (asiatische Community) und UCB Inspirational (christliche Musik). Das Premier Christian Radio würde ebenfalls aus dem Digital One Netz wechseln, dort ständen dann drei Sendeplätze für weitere Anbieter oder zur Erhöhung der Übertragungsqualität zur Verfügung. Ein Sendeplatz für ein Programm, das im Übertragungsstandard DAB+ senden möchte, hat Sound Digital noch nicht vergeben.

Die zweite Bewerbung kommt von Listen2Digital. Dahinter stehen die Lokalradiogruppe Orion Media aus den Midlands und das Infrastruktur- und Rüstungsunternehmen Babcock International Group.
Geplant sind mehrere Programme, von denen viele bereits in London über DAB senden:
Gem (Zielgruppe Frauen, UKW in den Midlands, Orion Media), Fun Kids (Kinder, u.a. DAB in London), The Wireless (Oldies, u.a. DAB in London), Share Radio (Finanzen, DAB in London), Sabras Radio (asiatische Community, DAB und Mittelwelle in Leicester), Panjab Radio (Panjabi Community, DAB in London), Premier Gospel (DAB in London), das walisische Regionalradio The Nation (Town & Country Broadcasting, DAB in Wales) und wie bei Sound Digital das Premier Christian Radio (Digital One, Mittelwelle).
Vier Programme planen im Standard DAB+ zu senden: Gaydio (LGBT-Community, DAB in London), Chris Country und Upload Radio (Folder Media). Auch die irische Community im Vereinigten Königreich könnte sich freuen, denn Listen2Digital will das erste Programm des irischen Rundfunks – RTÉ Radio 1 – in sein Angebot aufnehmen. Fünf Sendeplätze bleiben vorerst unbelegt – vorgesehen sind Formate aus den Bereichen Sport, Food, aktuelle Hits, Jazz und Modern Rock.

Losgehen soll es bei beiden Konsortien im nächsten Jahr. Listen2Digital will im 2. Quartal 2016 starten und ein Netz mit 42 Sendern aufbauen. Sound Digital sieht 45 Sendemasten vor und verspricht binnen 12 Monaten nach Lizenzerteilung loszulegen.

2007 sollte schon einmal ein drittes Sendernetz starten, damals erhielt ein Konsortium unter der Führung der Fernsehgruppe Channel 4 den Zuschlag. Ein Jahr später stieg Channel 4 wieder aus und begrub sein ambitioniertes Radioprojekt. Der Rückzug bedeutete das Ende für 4Digital und das Sendernetz ging nie auf Sendung.

 

 

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